Intermanuelle Abhängigkeiten bei der Richtungsspezifikation

Christoph Steglich

Institut für Psychologie, RWTH-Aachen
Jägerstr. zw. 17 u. 19, 52066 Aachen
E-Mail: christoph.steglich@mail.psycho.rwth-aachen.de

Bei der Analyse intermanueller Abhängigkeiten lassen sich zwei Ebenen unterscheiden, auf denen Interferenz auftreten kann. Zum einen ist es möglich, daß sich die die Bewegungsparameter spezifizierenden Prozesse beeinflussen. Andererseits können die Signale, die die Bewegungsausführung kontrollieren, miteinander interferieren. Das von Spijkers und Heuer (1995) vorgestellte Modell der transienten Kopplung nimmt an, daß die Spezifkationsprozesse untereinander gekoppelt sind, wobei die Kopplungsstärke mit zunehmender Vorbereitungszeit abnimmt, wenn verschiedene Bewegungen spezifiziert werden. Dies konnte für Bewegungsweiten und isometrische Kräfte nachgewiesen werden. Ziel dieser Untersuchung war es, den Nachweis auch für die Bewegungsrichtung zu erbringen.
Die Aufgabe der 12 Versuchspersonen bestand darin, beidhändige Zielbewegungen auszuführen, wobei die Ziele entweder in symmetrisch oder räumlich gleicher Richtung lagen (jeweils 60 , 90 oder 120 Grad zur Startposition; 10 cm entfernt). Die zur Bewegungsvorbereitung verfügbare Zeit wurde mittels des timed-response Paradigmas variiert, das so die Erfassung des Verlaufs der Spezifikationsprozesse ermöglicht.
Die vorhergesagte Interferenz trat nur bei Bewegungen nach außen auf: Bewegungen in räumlich gleiche Richtung wurden verzögert spezifiziert. Dies deckt sich mit der Annahme, daß dem Mechanismus der transienten Kopplung die Überwindung homologer (symmetrischer) Kopplung auf muskulärer Ebene zugrunde liegt. Bei Bewegungen nach innen trat keine Interferenz auf.
Der übergeordnete Parameter Richtung läßt sich in korrespondierende Winkelstellungen des Ellbogen- und Schultergelenks zerlegen. Bei Anwendung des Modells der transienten Kopplung auf die Spezifikation der Gelenkendstellungen sollte bei Bewegungen nach außen vorwiegend Interferenz am Ellbogengelenk, bei solchen nach innen vorwiegend an der Schulter entstehen. Dies legt eine Interpretation im Sinne unterschiedlicher Kopplungsmechanismen für Ellbogen- und Schultergelenk nahe.

Referat in der Gruppe Psychomotorik II, Dienstag, 30. März 1999, 09:30, HS 20

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