Der Einfluß der verbalen und der räumlich-visuellen Gedächtnisspanne auf das Verstehen und Behalten räumlicher Textinformationen

Saskia Schanz, Ulrich Herzberg & Mike Rinck

TU Dresden, Allgemeine Psychologie
01062 Dresden, Tel. 0351-463-3275
E-Mail: ss535278@rcs7.urz.tu-dresden.de

Sowohl das Arbeitsgedächtnis als auch das Textverstehen sind wichtige Untersuchungsgegenstände der Psychologie. Trotzdem mangelt es an Studien, die das Arbeitsgedächtnis im Zusammenhang mit dem Textverstehen untersuchen. Mit diesem Experiment prüften wir deshalb, inwieweit die verbale und die räumlich-visuelle Gedächtnisspanne einen Einfluß auf das Lernen und Behalten von verbal beschriebenen räumlichen Anordnungen haben.
Dazu wurden zunächst die verbale und die räumlich-visuelle Arbeitsgedächtniskapazität der Versuchspersonen mit Hilfe eines Lesespannen- und eines Raumspannentests ermittelt. Im zweiten Teil des Experiments lernten die Versuchspersonen räumliche Anordnungen von je fünf Alltagsgegenständen aus verbalen Beschreibungen. Die Hälfte der Anordnungen wurden wie in früheren Untersuchungen an Hand von isolierten Sätzen gelernt. Bei den anderen Anordnungen waren die räumlichen Informationen in längere Texte eingebettet. In einem anschließenden Testteil wurden den Versuchspersonen Testsätze mit den räumlichen Informationen dargeboten. Die Versuchspersonen hatten zu entscheiden, ob der jeweilige Satz die zuvor gelernte Anordnung korrekt beschreibt.
Es zeigte sich, daß während der Lernphase im Text eingebettete Sätze schneller gelesen wurden als isolierte Sätze. Hierbei übten die Lesespanne und die Raumspanne keinen Einfluß auf die Lesezeit aus. In der Testphase zeigte die Raumspanne nur einen Haupteffekt: Probanden mit hoher Raumspanne urteilten durchgängig schneller und korrekter als Probanden mit niedriger Raumspanne. Die Lesespanne interagierte hingegen mit der Darbietungsweise: Probanden mit hoher Lesespanne urteilten nach dem Lernen von Texten schneller und korrekter als nach isolierten Sätzen, bei Probanden mit niedriger Lesespanne war es hingegen umgekehrt. In zukünftigen Untersuchungen wird deshalb verstärkt auf das Zusammenwirken von Texteigenschaften und Personenmerkmalen wie der Arbeitsgedächtnisspanne zu achten sein.

Poster in der Gruppe Sprache, Montag, 29. März 1999, 17:00-19:00, Foyer 2. Stock

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