Verben kommt eine zentrale Rolle im Satzverstehensprozess zu. Ziel der vorliegenden Untersuchungen ist es, die zeitlichen Verarbeitungsschritte der lexikalisch kodierten Informationen eines Verbaleintrages zu explorieren. Als experimentelle Methode wurde die Messung von Hirnaktivitaet im ereignis-korrelierten Potential (EKP) gewaehlt, da sie es gestattet, die Verarbeitung sprachlichen Materials im Millisekundenbereich zu registrieren. Probanden wurden Saetze visuell Wort fuer Wort praesentiert, die einerseits intransitive Simplexverben mit und ohne moegliche Erweiterung zu einem separierbaren komplexen Verb und andererseits transitive Simplexverben enthielten. Beispiele:
1) Er laechelte den Arbeiter an und ...
2) Sie lebte den Bauherrn an und ...
3) Er alarmierte den Detektiv und ...
4) Er zeltete den Wald und ...
Es wurden zwei Untersuchungen durchgefuehrt, wobei das erste Experiment eine Grammatikalitaetsbeurteilung und das zweite eine Wort-Wieder- erkennungsaufgabe beinhaltete. Dabei zeigte sich in der ersten Untersuchung an der Position der Partikel eine ausgepraegte P300-Komponente. Aufgrund vorangegangener Studien musste geklaert werden, ob es sich dabei um eine sprachspezifische oder domaenenunspezifische Positivierung um 300 ms handelte. Sofern diese Komponente im Zusammenhang mit einer spezifischen Aufgabenstellung evoziert wurde, sollte sie bei Aufgabenaenderung nicht mehr zu verzeichnen sein. Das zweite Experiment zeigt bei vorlaeufiger Analyse der EKP-Komponenten an der Partikel-Position ein Datenmuster, das auf eine Modulation einer N400-Komponente hinweist. Als Ursache dafuer kann ein divergenter Verarbeitungsaufwand, der durch die mit dem verbalen Eintrag kodierten Informationen beim lexikalen Zugriff bestimmt wird, angesehen werden.
Poster in der Gruppe Sprache, Montag, 29. März 1999, 17:00-19:00, Foyer 2. Stock
