Mechanismen der Informationsintegration beim Erwerb von Einstellungen

Tilmann Betsch, Henning Plessner, Christiane Schwieren & Robert Gütig

Institut für Psychologie, Universität Heidelberg
Hauptstr. 47-51, 69117 Heidelberg
E-Mail: Tilmann_Betsch@psi-sv2.psi.uni-heidelberg.de

Menschen bewerten häufig Objekte oder Personen, auch wenn sie keine konkreten oder brauchbaren Erinnerungen an bisherige Erfahrungen mit diesen Objekten oder Personen haben. Vorausgesetzt, es wurden trotzdem solche Erfahrungen gemacht, könnten prinzipiell verschiedene Aspekte dieser Erfahrungen einen systematischen Einfluss auf die Einstellungen haben, z.B. der Durchschnitt oder die Summe von vergangenen Nutzenerfahrungen mit diesen Objekten. In eigenen Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass in solchen Fällen die Summe von Nutzenerfahrungen der beste Prädiktor von Einstellungsurteilen ist. Der Durchschnitt von Nutzenerfahrungen hatte hingegen keinerlei Einfluss. In dem vorliegenden Experiment wurde untersucht, ob dieses Ergebnis etwas mit der spezifischen Form der Informationsdarbietung zu tun hat. Die einzelnen Nutzenerfahrungen wurden in unseren bisherigen Untersuchungen für mehrere Einstellungsobjekte sequentiell dargeboten. In typischen Arbeiten zur Informationsintegrationstheorie, die die Bedeutung des (gewichteten) Durchschnittswertes betont, wurden die Informationen zumeist in der Übersicht dargestellt. In dem aktuellen Experiment wurden die Versuchspersonen mit Informationen über Tageskursanstiege von Aktien konfrontiert. In einer Versuchsbedingung wurden diese Informationen sequentiell (auf einem Textlaufband) dargeboten, in der anderen im Überblick (auf einer Bildschirmseite). Anschliessend sollten die Aktien auf der Dimension positiv-negativ bewertet werden. In der Bedingung mit der sequentiellen Darbietung reflektierten diese Einstellungsurteile die Summe der Nutzenerfahrungen, in der anderen Bedingung jedoch deren zentrale Tendenz. Dieses Ergebnis deutet darauf hin, dass die Art der Informationsintegration von der Informationsdarbietung abhängen könnte.

Referat in der Gruppe Soziale Kognition: Meinung und Einstellung I, Dienstag, 30. März 1999, 14:30, HS 18

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