Die Bedeutung der Denkentwicklung für mentales Falten

Silvia Schöndorfer & Marco Jirasko

Institut für Psychologie der Universität Wien
Liebiggasse 5/1, 1010 Wien
E-Mail: marco.jirasko@univie.ac.at

Nach der Theorie von Piaget und Inhelder (1966) vermögen Kinder des präoperationalen Stadiums (ca. 2 - 7 Jahre) nur Vorstellungsbilder mit statischen Inhalten zu repräsentieren, während ab dem Stadium der konkreten Operationen (ab etwa 7 Jahren) auch Bewegungen und Transformationen in der Vorstellung antizipiert werden können. Nachfolgende Untersuchungen ergaben widersprüchliche Ergebnisse für den Bereich der mentalen Rotation, es liegen jedoch keine Befunde für konstruktive Transformationsaufgaben vor. Ziel der Studie war es daher, mittels entsprechender Aufgaben die Bedeutung der Denkentwicklung für mentales Falten zu untersuchen.
An der vorliegende Untersuchung nahmen 72 Kinder im Alter von 5;0 bis 7;11 Jahren teil. Die Erhebung des kognitiven Entwicklungsstandes erfolgte mit der "Testbatterie zur Erfassung kognitiver Operationen (TEKO)" von Winkelmann (1975), die mentale Transformationsfähigkeit wurde mit neu konstruierten Faltaufgaben erfaßt. Letztere umfassen Würfel-Faltvorlagen, wobei auf einer Seite ein Muster plaziert und eine weitere gelb markiert ist. Ausgehend von der gelben Seite, die die Vorderseite des zu faltenden Würfels darstellt, sollen alle anderen Seiten mental zu einem Würfel gefaltet und angegeben werden, auf welcher Seite des Würfels sich das Muster befindet.
Die Ergebnisse zeigen, daß bestimmte Bereiche der Denkentwicklung notwendig sind um konstruktive Transformationen in der Vorstellung zu vollziehen Vor allem das Bilden von Reihen und das darauffolgende entsprechende Zuordnen (Ordinale Zuordnung) stellt eine Fähigkeit dar, die für das Operieren mit den Faltaufgaben entscheidend ist.
Die Untersuchung bestätigt damit im wesentlichen die Theorie von Piaget und Inhelder (1966), wobei allerdings die kognitiven Entwicklung nicht global sondern in inhaltlich differenzierter Weise von Bedeutung ist.

Referat in der Gruppe Raumkognition, Dienstag, 30. März 1999, 17:00, HS 15

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