Die Bewegungsdefizite von Neglect Patienten sollen sich nicht nur auf räumliche Aspekte beschränken, sondern sich auch in einer neglectspezifischen Verlangsamung zeigen (Mattingley 1994). Diese Form direktionaler Bradykinesie konnte bei zielgerichteten Bewegungen nicht eindeutig belegt werden (Konczak & Karnath 1998). Bei taktiler Exploration konnte eine räumliche Verlagerung der Bewegungsaktivität der Hand und des Auges zur ipsiläsionalen Seite nachgewiesen werden. Offen ist die Frage, ob sich bei diesen Explorationsbewegungen eine charakteristische Verlangsamung der in den kontraläsionalen Raum gerichteten Bewegungen zeigt.
Sechs Patienten mit akutem Neglect des linken Gesichtsfeldes und sechs gesunde Kontrollpersonen suchten mit der rechten Hand auf einem Tisch nach einem nicht vorhandenen Gegenstand. Die Suchbewegungen der Hand wurden in Dunkelheit ausgeführt und mit einem opto-elektronischen Kamera-System aufgezeichnet. Die Trajektorien der Hand wurden in links- und rechtsgerichtete Abschnitte zerlegt. Für jeden Abschnitt wurden Durchschnitts- und Spitzengeschwindigkeit berechnet. Die Werte für links- und rechtsgerichtete Bewegungen wurden innerhalb jeder Person verglichen.
Die Patienten waren signifikant verlangsamt im Vergleich zu den Kontrollpersonen. Eine Differenz der Durchschnitts- oder der Spitzengeschwindigkeiten zwischen links- und rechtsgerichteten Suchbewegungen konnte jedoch bei keinem der Patienten und bei keiner Kontrollperson festgestellt werden.
Neglect führt zu einer spezifischen Störung der räumlichen Organisation des Suchverhaltens. Unsere Studie fand Evidenz für eine generelle Verlangsamung, nicht jedoch für eine direktionale Störung der Geschwindigkeit der Suchbewegungen.
Poster in der Gruppe Handlung und Motorik, Mittwoch, 31. März 1999, 17:00-19:00, Foyer 2. Stock
