Vorurteile gegenüber Ausländern: Eine Frage von Kontext und Erfassungsmethode? - Zur Kontextabhängigkeit von automatischen und kontrollierten Einstellungsurteilen.

Arnd Florack, Herbert Bless & Thomas Wehr

Fachbereich 1, Abteilung Sozialpsychologie, Universität Trier
54286 Trier
E-Mail: florack@uni-trier.de

In einigen neueren Studien wurde belegt, daß die automatische Aktivation einer Bewertung nicht zwangsläufig ein Einstellungsurteil determiniert. Es ist daher sinnvoll, zwischen expliziten und impliziten Einstellungen zu unterscheiden. Explizite Einstellungen wie die Beantwortung von Fragen in einem Fragebogen werden dabei als Ergebnis kontrollierter Prozesse gesehen, bei denen unter anderem die Orientierung an Normen eine Rolle spielt. Implizite Einstellungen sind dagegen Urteile oder Handlungen, die ohne bewußte Kontrolle durch den Urteiler auf automatisch aktivierten Bewertungen basieren. Während zahlreiche Studien die intraindividuelle Variabilität von explizit geäußerten Einstellungen zeigen, ist bisher wenig über die Kontextabhängigkeit von impliziten Einstellungen bekannt. In einem Experiment wurde daher geprüft, ob automatisch aktivierte Einstellungen von Deutschen gegenüber Türken abhängig von situational verfügbaren Informationen sind. Darüber hinaus wurde die Beziehung zwischen expliziten und impliziten Einstellungen untersucht.
Mit einem Primingverfahren wurde die Verfügbarkeit positiver oder negativer affektiver Bewertungen erhöht. Die automatisch aktivierte Bewertung der Gruppen wurde mit dem 'Implicit Association Test' von Greenwald et al. (1998) erfaßt. Zur Messung der expliziten Einstellungen wurden verschiedene direkte Maße wie die affektive Bewertung der Gruppen, Akkulturationseinstellungen und eine Personenbeurteilungsaufgabe verwendet.
Im Gegensatz zu den expliziten Maßen zeigten sich bei der impliziten Einstellungsmessung deutlich stärker negative Assoziationen zu Türken als zu Deutschen. Die experimentelle Manipulation konnte dabei erfolgreich Unterschiede in den automatischen affektiven Assoziationen induzieren.
Insgesamt legen die Befunde den Schluß nahe, daß bei impliziten wie auch bei expliziten Einstellungen die situationale Verfügbarkeit von Informationen eine wichtige Rolle spielt.

Poster in der Gruppe Soziale Kognition, Mittwoch, 31. März 1999, 17:00-19:00, Foyer 2. Stock

Zur Programmübersicht

Zur Liste der Postergruppen, Referategruppen und Symposien

Zurück zur Teap '99-Homepage