Maskiertes Priming und Geschwindigkeits-Genauigkeits- Instruktionen - oder: Wie man das Vorzeichen von Primingeffekten beeinflussen kann

Dirk Wentura

Universitaet Muenster
Psychologisches Institut IV, Fliednerstr. 21, 48149 Muenster
E-Mail: wentura@psy.uni-muenster.de

In der Debatte um die Existenz maskierter ("subliminaler") Primingeffekte wird in der Regel davon ausgegangen, dass der zu pruefende Effekt ein Kongruenzeffekt sei. Zum Beispiel wird in der sogenannten Evaluationsaufgabe ("Ist das Targetwort positiv oder negativ?") nach einem maskierten positiven oder negativen Primewort fuer die Valenzentscheidung ueber ein Targetwort eine relative Reaktionsbeschleunigung bei Valenzkongruenz von Prime und Target erwartet. Dabei wird uebersehen, dass durchaus auch Inkongruenzeffekte denkbar sind. Ausgehend von Befunden der Forschung zum "negativen Priming" und neueren theoretischen Entwicklungen in diesem Feld wird vorhergesagt, dass insbesondere Variationen von Geschwindigkeits-Genauigkeits- Instruktionen maskierte Primingeffekte im Sinne eines Vorzeichenwechsels moderieren. In einem Experiment mit der Evaluationsaufgabe und "maskierten" Primes wurde der Haelfte der Probanden eine Betonung der Geschwindigkeit, der anderen Haelfte eine Betonung der Genauigkeit nahegelegt. In Einklang mit der Hypothese zeigte sich ein Kongruenzeffekt unter Geschwindigkeits-Instruktionen und ein Inkongruenzeffekt unter Genauigkeits-Instruktionen. Dieses Ergebnismuster war allerdings auf die Durchgaenge beschraenkt, bei denen die - orthogonal zur Valenz variierte - Eigen- und Fremdrelevanz von Prime und Target unterschiedlich war. In der anderen Haelfte der Durchgaenge zeigten sich keine Primingeffekte. Fuer die Forschung zum maskierten Priming bedeutet dieses Ergebnis, dass moeglicherweise bislang Null-Ergebnisse faelschlich interpretiert wurden, da sie auf bzgl. der Geschwindigkeits-Genauigkeits- Strategie heterogenen Stichproben basieren koennten. Die Moderation durch die Art des valenten Materials wirft dagegen ein neues Licht auf die Erklaerungsansaetze zum affektiven Priming in der Evaluationsaufgabe.

Referat in der Gruppe Emotion, Dienstag, 30. März 1999, 08:30, HS 22

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