Warum Dreiecke schlechte Analogien fuer viereckige Aufgaben sind...

Angela Nachtigall

Graduiertenkolleg Kognitionswissenschaft
Universitaet Hamburg, FB Informatik, Vogt-Koelln-Str. 30, 22527 Hamburg
E-Mail: nachtiga@informatik.uni-hamburg.de

In der Literatur zum analogen Schliessen wird der Einfluss der semantischen Oberflaeche auf den Prozess des analogen Schliessens kontrovers diskutiert. Waehrend einige Vertreter (Holyoak, 1984, 1985; Gick & Holyoak, 1980, 1983; Holyoak & Koh, 1987; Gentner, 1983, 1989) konkrete Objekte und Atribute der Problemstellung lediglich als Unterstuetzung beim Auffinden relevanter Gedaechtnisrepraesentationen verstehen, gehen andere Forscher (Ross, 1987; Bassok et al., 1989; Medin & Ross, 1989; Reeves & Weisberg, 1994; Bassok et al., 1995) darueber hinaus und billigen diesen Merkmalen auch Einfluss auf die Anwendung entsprechender Repraesentationen zu.
Eine Wissensdomaene, die sich zur Untersuchung des Zusammenhanges zwischen semantischer Oberflaeche und Tiefenstruktur beim analogen Schliessen anbietet, ist die der Geometrieaufgaben.
Gymnasiasten loesten Dreistadts (1969) Farmproblem, nachdem sie eine von vier rep4-Figuren bearbeitet hatten, d.h. Figuren, die -analog zur Farmfigur- so in 4 gleich grosse Teile unterteilbar sind, dass die Teilfiguren und die Gesamtfigur die gleiche Form haben. Die Figuren wurden bezueglich zweier Formmerkmale variiert: Innenwinkel der Figur (90 vs. 60) und konvexe vs. konkave Figur.
Die Probanden aller Gruppen profitierten von der dargebotenen Figur, verglichen mit der Kontrollgruppe, jedoch nicht im gleichen Masse. Allgemein galt: Je aehnlicher beide Figuren aussehen, desto schneller wurde die Loesung produziert. Dabei war die Uebereinstimmung des Innenwinkels fuer den Transfer bedeutsamer als die Eigenschaft "konvex/konkav". Das gleiche Bild ergibt sich, wenn Probanden die Aehnlichkeit der Figuren zur Farmfigur beurteilen. In Uebereinstimmung mit Bassok (1990) laesst sich also feststellen, dass die Merkmale der semantischen Oberflaeche in unterschiedlichem Masse mit der Problemstruktur konfundiert sind und vermutlich verschiedene Loesungsansaetze beguenstigen.

Referat in der Gruppe Denken und Problemlösen I, Montag, 29. März 1999, 14:00, HS 20

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