Stimmungseinflüsse auf affektives Priming: Wie affektiv ist affektives Priming?

Matthias Siemer

Institut für Psychologie, WE08, FU-Berlin
Habelschwerdter Allee 45, 14195 Berlin
E-Mail: masiemer@zedat.fu-berlin.de

Welche Auswirkungen haben tatsächliche Affekte (Stimmungen) im Rahmen eines affektiven Priming (AP) Paradigmas?
In drei Experimenten mit N=128 Versuchspersonen wurden als Primes Substantive und als Targets Adjektive positiver und negativer Valenz eingesetzt. Aufgabe war die Evaluation der Targets. In Experiment 1 wurden positive und negative Stimmungen durch eine Erinnerungsmethode induziert und SOAs von 300 und 900 msec untersucht. In Experiment 2 wurden zusätzliche neutrale Primes eingesetzt und die SOAs auf 200 und 700 msec reduziert. Experiment 3 realisierte die gleichen Primingbedingungen wie Experiment 2, aber es wurde eine "Stimmungsinduktion" eingesetzt, die vergleichbare kognitive Inhalte wie in den Experimenten 1 und 2 aktivierte, ohne eine Stimmung zu induzieren.
In Experiment 1 und 2 zeigt sich ein AP-Effekt nur bei langer SOA. In Experiment 2 findet sich ein Stimmungskongruenzeffekt (kürzere RTs bei stimmungskongruenten Targets) bei kurzer SOA. In Experiment 3 findet sich ein AP-Effekt bei kurzer SOA, jedoch nicht bei langer SOA. Bei langen SOAs zeigt sich ein erwartungsbasierter Stimmungseinfluß auf die Nutzung von Valenzinformation bei der Kategorisierung von Reizen (unabhängig von der Stimmungskongruenz). Bei kurzen SOAs überlagert ein Stimmungskongruenzeffekt den AP-Effekt (Experiment 2). Die Aktivierung des Stimmungskonzepts allein ist für beide Effekte nicht ausreichend (Experiment 3).
Schlußfolgerungen: 1. Die Stimmungseffekte bei langer SOA sind nicht durch spreading-activation erklärbar. 2. Der Stimmungskongruenzeffekt in Experiment 2 läßt sich mit einem spreading-activation Ansatz vereinbaren spricht aber gegen eine spreading-activation Erklärung des AP. 3. Die Ergebnisse von Experiment 3 zeigen, daß die Ergebnisse von Experiment 1 und 2 nicht ein kognitives Artefakt der Stimmungsinduktion sind.

Referat in der Gruppe Soziale Kognition: Meinung und Einstellung I, Dienstag, 30. März 1999, 18:30, HS 18

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