Cerebrale Organisation auditiver Sprachfunktionen im ereigniskorrelierten fMRT

Martin Meyer, Angela D. Friederici & D.Yves von Cramon

Max-Planck-Institut für neuropsychologische Forschung
Postfach 500355, 04303 Leipzig
E-Mail: meyerm@cns.mpg.de

Neuropsychologische Läsionsstudien sowie moderne bildgebende Verfahren (PET, fMRT) beschreiben den perisylvischen Kortex der linken Hirnhälfte als neuroanatomisches Substrat der primären Sprachfunktionen. Unter anderem galt bislang die linkshemisphärische frontale "Broca-Area" als die Schnittstelle bei der Verarbeitung syntaktischer Information, also einem elementaren Teil des Sprachverstehens. Dies steht im Gegensatz zu mehreren Patientenstudien, welche grammatische Defizite nach Schädigungen des linken Schläfenlappens bzw. der vorderen Inselrinde berichten.
In einem fMRT-Experiment wurden syntaktische und nichtsyntaktische Strukturen systematisch untersucht. Versuchspersonen hörten grammatisch einwandfreie Sätze (1a) und Wortlisten (2a), wobei die Inhaltswörter in der Hälfte der Stimulusitems durch phonologisch legale Pseudowörter (1b+2b) ersetzt wurden.
(1a) Die hungrige Katze jagt die flinke Maus.
(1b) Das apoldige Trekon verhöngert das mumpfige Fölöfel.
(2a) Die Schöpfung Katze Meer Tisch Ehre Knie
(2b) Das Trekon Saldit Schwig Aulun Preforz Mumpf
Um eine randomisierte Darbietung der Stimuli zu realisieren, wurde eine Einzeltrialanordnung verwendet, welche eine ereigniskorrelierte, bedingungsspezifische Analyse des MR-Signals ermöglicht.
Für alle Bedingungen wurde eine erhöhte bilaterale Aktivität in der primären Hörrinde als unmittelbares Korrelat der Verarbeitung auditiver Reize gefunden. Ebenso zeigte sich generell eine erhöhte bilaterale Aktivierung in den unmittelbar angrenzenden Anteilen des Schläfenlappens, welche im Falle der syntaktischen Strukturen (1a,1b) eine erheblich größere Ausdehnung im Operculum temporale aufwies. Eine direkte Beteilung der Broca-Area konnte für keine Bedingung nachgewiesen werden, allerdings fand sich nur für die Bedingung (1b) ein signifikanter Aktivierungsfocus im linkshemisphärischen Operculum frontale, welches der Broca-Area sowie der vorderen Inselrinde direkt benachbart ist.
Auditive Sprachverarbeitung konnte im perisylvischen Kortex der linken als auch der rechten Hemisphäre lokalisiert werden, wobei das Operculum temporale und das linke Operculum frontale in engem Zusammenhang mit Syntaxverarbeitung stehen.

Referat in der Gruppe Sprache I, Montag, 29. März 1999, 14:00, HS 17

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