Die Interaktion von prosodischen und syntaktischen Aspekten bei der auditiven Sprachverarbeitung

Jörg D. Jescheniak, Anja Hahne & Angela D. Friederici

Zentrum für Kognitionswissenschaften, Universität Leipzig
Am Brühl 38-50, 04109 Leipzig
E-Mail: jeschen@cns.mpg.de

In unserer Studie gingen wir der Frage nach, ob syntaktische und prosodische Faktoren während der Verarbeitung gesprochener Sprache interagieren. Vorangegangene Studien haben gezeigt, daß syntaktische Phrasenstrukturverletzungen eine links-anteriore Negativierung gefolgt von einer posterioren Positivierung im ereigniskorrelierten Hirnpotential (EKP) auslösen. In unseren Experimenten untersuchten wir, ob Variationen bezüglich der prosodischen Wohlgeformtheit der Äußerung diese EKP-Komponenten beeinflussen können. Im Vergleich zu korrekten Kontrollsätzen lösten Sätze mit einem Phrasenstrukturfehler, die aber prosodisch unauffällig waren, beide EKP-Komponenten aus. Für Sätze mit einem Phrasenstrukturfehler, dem eine prosodische Anomalie vorausging (unpassender Satzakzent auf einer Präposition), war dagegen keine der beiden Komponenten zu beobachten. Wenn diese Sätze allerdings durch eine Kontextfrage prosodisch "normalisiert" wurden, waren die EKP-Komponenten erneut beobachtbar, wenngleich mit leicht unterschiedlicher Latenz und Topographie. Insgesamt deuten diese Befunde darauf hin, daß die Initiierung früher syntaktischer Analyseprozesse von der prosodischen Wohlgeformtheit eines Satzes innerhalb des Kontextes abhängt.

Poster in der Gruppe Sprache, Montag, 29. März 1999, 17:00-19:00, Foyer 2. Stock

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