Cerebrale Asymmetrien bei Delphinen

Onur Güntürkün, Annette Killian & Lorenzo von Fersen

Biopsychologie, Fakultät für Psychologie, Ruhr-Universität Bochum
GAFO 05/620, Universitätsstraße 150, 44780 Bochum
E-Mail: onur.guentuerkuen@ruhr-uni-bochum.de

Delphine und insbesondere der Grosse Tümmler (Tursops truncatus) lernen sehr schnell eine gebärdenbasierte Interaktion mit menschlichen Trainern. Dabei wurde vermehrt über rechtsseitige Augenpräferenzen bei der Betrachtung des Gebärden-produzierenden Trainers berichtet, die zu der Vermutung führten, dass bedingt durch die vollständige Sehnervenkreuzung, diese Verhaltensasymmetrie auf eine linkshemisphärische ‚Sprach'-Lateralisation zurückgeführt werden könnte. Wir wollten testen, ob es eine cerebrale Asymmetrie bei Tümmlern gibt, und ob die bisherigen Daten primär mit einer Lateralisation der visuellen Mustererkennung erklärt werden können.
Mit drei adulten Tieren wurden zwei visuelle Diskriminationsayfgaben durchgeführt. Bei der ersten mussten die Tiere zwischen zwei simultan angebotenen Mustern entscheiden, von denen jeweils eines belohnt wurde (einfache Musterdiskrimination). Bei der zweiten mussten die Tiere die im Becken befindlichen Gegenständen in einer täglich wechselnden Reihenfolge auswählen (visuelle Arbeitsgedächtnisaufgabe). Die Testdurchgänge wurden mit unilateralen Augenkappen durchgeführt.
Die Tümmler brauchten durchschnittlich mindestens vier Monate, um die Aufgaben zu lernen. In beiden Experimenten erreichten die Tiere höhere Leistungen mit dem rechten Auge. Sowohl links- als auch rechtssehende Ergebnisse waren allerdings erheblich von Tagesschwankungen in der Leistung der Tiere beeinflusst.
Bedingt durch die vollständige Sehnervenkreuzung bedeutet eine rechtssehend höhere Leistung sehr wahrscheinlich eine linkshemisphärische Dominanz. Beide Experimente waren von ihrem Design und ihren Anforderungen sehr unterschiedlich. Da sich aber das gleiche Ergebnis herausstellte, gehen wir davon aus, dass ein gemeinsamer Mechanismus vorliegt. Dieser könnte eine cerebrale Asymmetrie für visuelle Objekterkennung sein.

Referat in der Gruppe Cerebrale Asymmetrie, Montag, 29. März 1999, 11:00, HS 14

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