Beruht die evaluative Konditionierung auf einem methodischen Artefakt?

Marianne Hammerl & Hans-Joachim Grabitz

Institut für Allgemeine Psychologie, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Universitätsstr. 1, 40225 Düsseldorf
E-Mail: hammerl@uni-duesseldorf.de

Mit dem Begriff "evaluative Konditionierung" wird ein Paradigma bezeichnet, in dem die Mechanismen der Entstehung bzw. Veränderung von Meinungen, Bewertungen und Einstellungen untersucht werden. Die erzielten Ergebnisse weisen große Ähnlichkeiten mit den aus der klassischen Konditionierung bekannten Befunden auf. Die Standardprozeduren der evaluativen und klassischen Konditionierung unterscheiden sich allerdings. So stammen der konditionierte und der unkonditionierte Stimulus in der evaluativen Konditionierung meist aus ein und demselben (vorwiegend visuellen) Stimulusmaterial, während die klassische Konditionierung in der Regel im Ton-Schock-Paradigma abläuft. Neuerdings wird diese prozedurale Besonderheit der evaluativen Konditionierung als mögliche Artefaktquelle kritisiert, so daß die beobachteten Phänomene vermutlich nicht, wie beim klassischen Konditionieren, auf Assoziationslernen beruhen, sondern auf nicht-assoziativem visuellen Konzeptlernen. Darüber hinaus wird das Fehlen adäquater Kontrollgruppen kritisiert.
Im vorliegenden Beitrag wird diese Kritik aufgegriffen. Dazu wurde ein Experiment mit drei unabhängigen Gruppen (N = 30) durchgeführt. Die Experimentalgruppe erhielt die Standardprozedur der evaluativen Konditionierung, bei der allerdings keine visuellen, sondern haptische Reize verwendet wurden. Des weiteren wurden zwei Kontrollgruppen realisiert, in denen entweder dieselben Reize gezeigt wurden wie in der Experimentalgruppe, aber ungepaart, oder gar keine Reize präsentiert wurden.
Die Ergebnisse zeigen, daß sich evaluative Konditionierung (a) auch mit einem anderen Stimulusmaterial als den üblicherweise verwendeten visuellen Reize nachweisen läßt und (b) auch in einem Kontrollgruppen-Design nachweisbar ist. Somit scheint evaluative Konditionierung nicht auf einem methodischen Artefakt zu beruhen.

Referat in der Gruppe Klassisches und Instrumentelles Konditionieren, Dienstag, 30. März 1999, 18:30, HS 14

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