Effekte unterschiedlicher Kontrollierbarkeit bei der Beendigung von Fluglärm auf Fingerpuls, Aktivität und Leistung

Ursula Stockhorst, Annika Holten-Wassong & Hans-Joachim Steingrüber

Institut f. Medizinische Psychologie, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Postfach 101007, D-40001 Düsseldorf
E-Mail: ursula.stockhorst@uni-duesseldorf.de

In der vorliegenden Untersuchung wurde Fluglärm als ökologisch valider Stressor benutzt, um die Effekte unterschiedlicher Kontrollierbarkeit der Lärmbeendigung zu überprüfen.
Dem dreiphasigen Experiment liegt ein 4-Gruppen-Plan zugrunde: 48 (je 24 weibliche und männliche) Probanden (Pbn) wurden randomisiert einer von vier Gruppen zugeteilt. Nach einer fünfminütigen Ruhephase wurden folgende Bedingungen in der Trainingsphase eingesetzt: Gruppe 1 konnte nach Maßgabe eines variablen Intervallplans (VI-6 sec) den Fluglärm durch Tastenbetätigung beenden. Gruppe 2 war durch eine Jochkontrollprozedur an die Lärmbeendigung von Gruppe 1 gekoppelt. In Gruppe 3, ebenfalls an Gruppe 1 gekoppelt, stand jedoch keine operante Taste zur Verfügung. Gruppe 4 fungierte als Wartekontrollgruppe. In der Testphase waren acht Regeln (Zahlenkombinationen auf der Computertastatur) zu lösen. Erfaßt wurden Fingerpulsamplitude [FPA] und instrumentelle Aktivität in Training und Test sowie die Leistung beim Lösen der Regelaufgabe im Test.
Erwartungsgemäß führte Unkontrollierbarkeit der Lärmbeendigung in Gruppe 2 in der Trainingsphase zu deutlich geringerer Aktivität als Kontrollierbarkeit (Gruppe 1). Dies zeigte sich insbesondere bei den männlichen Pbn. Lärm (Gruppe 1) bewirkte eine signifikant geringere FPA (d.h. stärkere Konstriktion), auch noch in den Ruhephasen nach Laermbeendigung, im Vergleich zur Wartekontrollgruppe 4. Entgegen der Erwartung zeigte sich eine stärkere Konstriktion nach kontrollierbarem (Gruppe 1) verglichen mit unkontrollierbarem Lärm ohne Responsemöglichkeit (Gruppe 3), was auf die Gruppe der weiblichen Pbn zurückzuführen war. Die Effekte im Fingerpuls transferierten nicht in die Testphase. In der Testphase zeigten sich Aktivitätsdefizite bei der Bearbeitung der Regelaufgaben unter beiden Unkontrollierbarkeitsbedingungen bei den männlichen Pbn. Leistungsdefizite traten nicht auf.
Die Befunde werden u.a. im Kontext aktueller tierexperimenteller Daten zu Geschlechtseffekten beim assoziativen Lernen (Shors, 1998) diskutiert.
Shors, T. J. (1998). Stress and sex effects on associative learning: For better or for worse. The Neuroscientist, 4, 353-364.

Referat in der Gruppe Klassisches und Instrumentelles Konditionieren, Dienstag, 30. März 1999, 16:00, HS 14

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