Die Kapazität des visuell-räumlichen Arbeitsgedächtnisses ist nicht sehr groß. Unser visuelles System muß also, vermittelt über Aufmerksamkeitsprozesse, gezielt Objekte und Attribute für die Speicherung auswählen. Vermutlich werden dabei Objekte und Attribute die für die Ausführung der aktuellen Aufgabensituation irrelevant sind, bei der Speicherung vernachlässigt. Beispielsweise ist beim Greifen oder Zeigen auf ein Objekt die Farbe irrelevant, während für das Identifizieren und Benennen eines Objektes dessen Position im Raum vernachlässigt werden kann. In der vorliegenden Studie sollte gezeigt werden, daß die Selektion der Attribute von der Art der Handlung abhängt, die an einem Objekt ausgeführt wird.
Dazu wurden eine Reihe von Objekten gezeigt, die sich in Form, Farbe, Größe und Position im Raum unterschieden. Nachdem alle Objekte für die Dauer eines kurzen Behaltensintervalls verdeckt wurden, wurde eines der Objekte erneut präsentiert. Dieses Objekt konnte sich dabei in Hinsicht seiner Farbe oder Größe oder aber nicht verändert haben. Die Probanden teilten eine Veränderung des Objektes via Tastendruck mit.
Mußten die Probanden während der Lernphase auf die Objekte zeigen, so bemerkten sie Größenänderungen der Objekte im nachfolgenden Test deutlich häufiger als in einer Vergleichsbedingung ohne die Zweitaufgabe "Zeigen". War die Zweitaufgabe dagegen das Benennen der Objektformen, so entdeckten sie Größenänderungen deutlich seltener. Bei Änderungen der Farbe ergab sich das umgekehrte Bild.
Die Wahl der Objektattribute die ins Arbeitsgedächtnis gelangen hängt also von der am Objekt ausgeführten Handlung ab. Dies ist bemerkenswert, da die betroffenen Attribute für die Ausführung der Zweitaufgabe während der Lernphase eigentlich irrelevant waren.
Poster in der Gruppe Gedächtnis, Mittwoch, 31. März 1999, 17:00-19:00, Foyer 2. Stock
