Erhöhter kognitiver Aufwand bei der Verarbeitung markierter Reihenfolgen

Sabine Stepper & Jens Förster

Universität Würzburg, Lehrstuhl für Psychologie II
Röntgenring 10, 97070 Würzburg
E-Mail: stepper@psychologie.uni-wuerzburg.de

Aus psycholinguistischen Ansätzen zur "Markedness" (Clark & Clark, 1977) ist bekannt, daß Antonyme (z.B. groß-klein) nicht gleichwertig nebeneinander stehen, sondern am positiven und negativen Pol einer Skala liegen. Der positive unmarkierte Pol ist weniger komplex aufgebaut und wird per Sprachnorm als neutrale Aussage aufgefasst (z.B. "Wie groß ist eine Person?"), im Gegensatz zum negativen markierten Pol (z.B. "Wie klein ist eine Person?"). Untersuchungen zum generischen Maskulinum (Banaji & Hardin, 1996) haben ein ähnliches Resultat gezeigt. Generisch maskuline Bezeichnungen werden nicht gleichwertig Männern und Frauen zugeschrieben, sondern in erster Linie wird an Männer gedacht. Besteht eine vorrangige kognitive Repräsentation von Männern, sollte dies zu einer erhöhten kognitiven Verfügbarkeit dieses Konzeptes führen, das automatisch und kapazitätssparend abgerufen werden kann. Eine erzwungene Verarbeitung des Begriffs "weiblich" an erster Stelle, sollte dann zu einem erhöhten kognitiven Aufwand führen, der Zeit kostet.
Um diese Hypothese zu überprüfen, wurden Versuchspersonen gebeten, bereits ausgefüllte Fragebögen in eine maschinenlesbare Form am Computer zu bringen. Dazu wurde ihnen ein Kodierplan vorgelegt, bei dem für das Geschlecht der Befragten für "männlich" eine "1" und für "weiblich" eine "2" (Bedingung "unmarkiert") oder umgekehrt (Bedingung "markiert") eingegeben werden mußte. Abhängige Variable war die Reaktionszeit für diese Kodierung. Entsprechend unserer Hypothese benötigten die Versuchspersonen mehr Zeit und machten mehr Eingabefehler, wenn ihnen eine markierte Reihenfolge vorlag, d.h. wenn "weiblich" mit einer "1" kodiert werden mußte. Diese Ergebnisse werden u.a. im Rahmen der Forschung zu Stereotypen diskutiert.

Referat in der Gruppe Soziale Kognition: Meinung und Einstellung I, Dienstag, 30. März 1999, 16:00, HS 18

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