Gibt es Wahrnehmungsbeeinträchtigungen durch die Handlungsselektion im PRP-Paradigma?

Peter Wühr & Jochen Müsseler

Max-Planck-Institut für psychologische Forschung
Leopoldstraße 24, 80802 München
E-Mail: wuehr@mpipf-muenchen.mpg.de

In den letzten Jahren fanden sich in unterschiedlichen Doppelaufgaben Hinweise auf unspezifische und spezifische Wahrnehmungsbeeinträchtigungen durch die gleichzeitige Planung und Ausführung von Reaktionen (z.B. De Jong, 1993; Müsseler & Hommel, 1997). Eine spezifische Beeinträchtigung liegt z.B. dann vor, wenn ihr Ausmaß von der Ähnlichkeitsbeziehung zwischen der Reaktion in einer Primäraufgabe und dem Reiz in einer zeitlich überlappenden Sekundäraufgabe abhängt.
Wir untersuchen, ob die Reiz-Identifikation in einer Sekundäraufgabe während der möglichst schnellen Ausführung einer Wahlreaktionen in der Primäraufgabe von der Ähnlichkeitsbeziehung zwischen Reiz und Reaktion moduliert wird. Dazu sollten unsere Vpn auf einen Ton hin so schnell wie möglich eine linke oder rechte Taste drücken und währenddessen links- oder rechtsgerichtete Pfeilspitzen identifizieren (vgl. Paradigma der Psychologischen Refraktärperiode [PRP]). Als wichtigste unabhängige Variablen wurden das SOA zwischen Ton und Pfeil sowie die (räumlich-symbolische) Ähnlichkeit zwischen Reaktion und Reiz variiert.
In einer Reihe von Experimenten wurde das SOA zwischen 50 und 1000 ms variiert. Es zeigten sich sowohl unspezifische als auch spezifische Interferenzeffekte. Der unspezifische Effekt besteht in einem generellen Anstieg der Identifikationsleistung mit dem SOA; dieser Anstieg erfolgt allerdings sehr rasch. Der spezifische Interferenzeffekt besteht darin, daß die Identifikationsleistungen für die räumlich-symbolisch unähnlichen Reize mit dem SOA steiler ansteigen als für ähnliche Reize. Der spezifische Effekt hält deutlich länger an als der unspezifische Effekt.
Wir interpretieren diese Ergebnisse als Hinweise auf eine enge Verzahnung von handlungsvorbereitenden und reizverarbeitenden Mechanismen.

Referat in der Gruppe Wahrnehmung und Psychophysik, Dienstag, 30. März 1999, 09:00, HS 21

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