Richtungszeigen bei Vorschulkindern: Pfadintegration in unbekanntem Gelände

Eva Neidhardt

Philipps-Universität Marburg
Gutenbergstr. 18, 35032 Marburg
E-Mail: neidhare@mailer.uni-marburg.de

Nach Siegel und White (1975) wird in der ontogenetischen Entwicklung von kognitiven Raumkarten eine feste Sequenz angenommen: Erst entwickelt sich Landmarkenwissen, dann Routenwissen und schließlich Übersichtswissen. Diese Sequenz ähnelt dem Aufbau kognitiver Raumkarten, wie er bei Erwachsenen in zunehmend vertrauterer Umgebung stattfindet. Die Überprüfung der ontogenetischen Entwicklungssequenz fand häufig in vertrauter Umgebung statt, so dass hier ontogenetische Entwicklung und Entwicklung durch zunehmende Gebietskenntnis konfundiert sind. Daher ist in dieser Untersuchung überprüft worden, ob die Pfadintegrationsleistungen (Richtungszeigen), die bei Kindergartenkindern in vertrauter Umgebung gezeigt werden konnten, auch bei Zeigen in unbekanntem Gelände gefunden werden können.
34 Kindergartenkinder sollten an 6 bzw. 8 Zeigepunkten entlang eines etwa einen Kilometer langen Weges auf den Ausgangspunkt bzw. nach Hause zeigen. Die Kinder aus zwei Marburger Kindergärten gingen entweder vom eigenen Kindergarten und (drei Monate später) von dem jeweils anderen, ihnen fremden Kindergarten los. Die Ergebnisse zeigen einen Einfluss der Vertrautheit des Geländes, aber sie demonstrieren auch eine direkte Pfadintegration: Selbst in fremdem Gelände liegen die Zeigeleistungen deutlich über Zufallsniveau. Wie in vertrautem Gelände zeigt sich auch in fremdem Gelände ein Barriere-Effekt, d.h. eine Verminderung der Zeigeleistung, wenn sich zwischen Zeige- und Zielpunkt hohe Häuser befinden, obwohl die Zielpunkte von keinem Zeigepunkt gesehen werden können.

Referat in der Gruppe Raumkognition, Dienstag, 30. März 1999, 14:00, HS 15

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