Effekte des Trainings von Diskursmanagement auf die soziale Einflußnahme in Computerkonferenzen

Carolin Cornelius & Margarete Boos

Georg-Elias-Müller-Institut für Psychologie
Goßlerstr. 14, 37073 Göttingen
E-Mail: ccornel@gwdg.de

Dubrovsky, Kiesler und Sethna (1991) zeigen, daß die Partizipation an Computerkonferenzen gegenüber face to face Kommunikation ausgeglichener ist. Weitere Studien liefern widersprüchliche Befunde. Da in cvK alle Teilnehmer simultan kommunizieren können, ist die Redezeit nicht eingeschränkt und eine hohe Partzipationsrate folglich kein valider Prädiktor für soziale Einflußnahme. Es ist fraglich, ob Teilnehmer die Möglichkeit zur simultanen Kommunikation tatsächlich nutzen. Simultane Kommunikation erfordert Strategien des Diskursmanagements. Unangepaßte Strategien führen nach McGrath (1990) zu konversationalem Chaos.
In der hier vorgestellten Studie wurde überprüft, ob Prozesse der sozialen Einflußnahme, speziell der Gruppenpolarisation, weniger extrem und ausgeglichener verlaufen, wenn angepaßte Diskursmanagementstrategien eingesetzt werden.
In drei experimentellen Bedingungen mit Kontrollgruppen wurden vor der Computerkonferenz Diskursmanagementstrategien trainiert. Je 10 Gruppen erhielten ein Training in thematischer Bezugnahme, der Bildung von Interaktionssequenzen und ein kombiniertes Training. Die Datenerhebung erfolgte über Fragebögen und Prozeßkodierung der Protokolle.
Alle Trainings steigerten die wahrgenommene Ordnung des Diskurses, die Akzeptanz des Mediums und die Bereitschaft zur weiteren Zusammenarbeit. Die Gruppenpolarisation war signifikant reduziert. Während in den Kontrollgruppen entgegen den Voraussagen von Dubrovsky et al. sozialer Einfluß auf die Gruppenentscheidung ausschließlich über ein Mitglied, welches die Führungsrolle übernahm, ausgeübt wurde, trat in den Gruppen, welche die Bezugnahme trainiert hatten, die größte Bandbreite an Einflußprozessen auf: Majoritätseinfluß, reziproker Einfluß, emergente Führungsrolle und Einflußnahme durch "gutes Zuhören" (Weisband 1992).
Da Diskursmanagementstrategien einen Efekt auf die soziale Einflußnahme besitzen, sollen weitere Ansätze zur prozeßbezogenen Untersuchung von cvK diskutiert werden.

Referat in der Gruppe Soziale Kognition: Kategorisierung und Gruppenprozesse II, Dienstag, 30. März 1999, 11:00, HS 18

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