Affektives Lernen: Modulation protektiver Reflexe bei Furchtkonditionierung

Almut Weike, Harald Schupp & Alfons Hamm

Institut für Psychologie, Universität Greifswald
Franz-Mehring-Str. 47, 17487 Greifswald
E-Mail: weike@rz.uni-greifswald.de

Die Modulation der Schreckreaktion ist eine elegante Methode zur Untersuchung affektiver und Aufmerksamkeitsprozesse. Einige Befunde deuten darauf hin, daß beim aversiven Lernen die Potenzierung der Schreckreaktion einen validen Indikator für den Erwerb einer Furchtreaktion darstellt, während die differentiellen elektrodermalen Reaktionen eher den Grad der Kontingenzwahrnehmung widerspiegeln.
55 Probanden wurden in drei Gruppen in einem differentiellen Spuren-Konditionierungsparadigma untersucht. Als konditionierte Reize (CS) dienten zwei Bilder mit neutralen Gesichtern, die für 30 ms dargeboten wurden und nach 2000 ms von der Präsentation entweder eines aversiven, nicht-aversiven oder "appetitiven" unkonditionierten Reizes (UCS) gefolgt waren.
Erwartungsgemäß kam es zu einer Inhibition der Schreckreaktion, wenn die Schreckreize bereits 250 ms nach Präsentation des CS dargeboten wurden. Diese Präpuls-Inhibition der Schreckreaktion fiel für den CS+ und den CS- vergleichbar stark aus. In der Gruppe des aversiven Lernens kam es zu einer stimulus-unspezifischen relativen Potenzierung der Schreckreaktion. Schreckreize, die erst 1750 ms nach Präsentation des CS dargeboten wurden, führten beim aversiven Lernen zu einer Potenzierung der Schreckreaktion, die bei Präsentation des CS+ stärker ausfiel als bei Darbietung des CS-. Differentielle elektrodermale Reaktionen wurden nur in den Gruppen des aversiven und nicht-aversiven Lernens beobachtet, nicht jedoch bei Kopplung eines CS mit einem "appetitiven" UCS. Interessanterweise war beim appetitiven Lernen der Anteil der Probanden, die die Kontingenz zwischen CS und UCS korrekt benennen konnten, deutlich geringer als in den Gruppen des aversiven oder des nicht-aversiven Lernens.
Die Befunde bestätigen die Validität der Potenzierung der Schreckreaktion als Indikator für eine Furchtreaktion. Darüberhinaus scheint der stimulus-spezifischen Furcht-Potenzierung eine kontext-abhängige Furcht-Potenzierung vorauszugehen.

Referat in der Gruppe Klassisches und Instrumentelles Konditionieren, Dienstag, 30. März 1999, 17:00, HS 14

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