Periodizitätswahrnehmung im auditiven sensorischen Gedächtnis: eine EKP-Studie.

Stefan Berti, Erich Schröger & Axel Mecklinger

Institut für Psychologie, Universität Leipzig
Seeburgstraße 14-20, 04103 Leipzig
E-Mail: berti@rzaix340.rz.uni-leipzig.de

Weißes Rauschen ist ein hochgradig unstrukturierter auditiver Stimulus, da alle Frequenzen im Hörbereich mit gleicher Wahrscheinlichkeit auftreten. Wiederholt man dagegen ein kurzes Stück weißen Rauschens, so läßt sich ein deutlicher Rhythmus wahrnehmen. Aufgrund dieser Eigenschaften ist periodisches Rauschen oft in behavioralen Studien zur auditiven Informationsverarbeitung genutzt worden, zum Beispiel zur Untersuchung des echoischen Gedächtnisses.
Im Mittelpunkt der folgenden Studie stand die Frage, ob die Verarbeitung periodischen Rauschens auch mittels EKP-Messung erfaßt werden kann, speziell in passiven Bedingungen, um automatische Aspekte der Verarbeitung untersuchen zu können.
Für diese Untersuchung wurden auditive Stimuli konstruiert, bestehend aus quasi-periodischem Rauschen mit einer Länge von 200 ms (150 ms eines konstanten Abschnittes weißen Rauschens, aufgefüllt mit 50 ms zufälligem weißen Rauschen). Diese Stimuli wurden entweder in einer aktiven (ATT; go-nogo-Aufgabe auf Aussetzer der Periodizität) oder einer passiven Bedingung (IGN; Lesen eines Buches) präsentiert. In ATT enthielten die Hälfte und in IGN alle Stimuli einen Aussetzer der Periodizität (ein konstanter Abschnitt weißen Rauschens wurde durch ein anderes Rauschen ersetzt). EKPs wurden für die Abschnitte errechnet, in der die Aussetzer auftreten konnten.
Hauptergebnis dieser Untersuchung ist, daß Aussetzer in der Periodizität des auditiven Stimulus in ATT eine MMN - ohne Polaritätsumkehr an den Mastoiden - auslösen, gefolgt von einer P300. Auch in IGN wird eine MMN-ähnliche Komponente ausgelöst.
Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, daß periodisches Rauschen ein brauchbares Material für EKP-Studien ist und sich in aktiven und passiven Bedingungen nutzen läßt. Außerdem läßt sich feststellen, daß die Verarbeitung der Periodizität an einen präattentiven Prozeß gebunden ist.

Poster in der Gruppe DFG-Forschergruppe Arbeitsgedächtnis, Montag, 29. März 1999, 17:00-19:00, Foyer 2. Stock

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