Die Verarbeitung tonaler und verbaler Reize im Arbeitsgedächtnis

Stefan Münzer & Thomas Pechmann

Lehrstuhl für Psycholinguistik, Universität Leipzig
Brühl 34-50, 04109 Leipzig
E-Mail: pechmann@rz.uni-leipzig.de

Ausgehend von dem bekannten Arbeitsgedächtnismodell von Baddeley (1990) vermuten wir ein weiteres akustisches Subsystem: eine "tonale Schleife" zur Aufrechterhaltung von Tönen (Pechmann & Mohr 1992). Unsere Hypothese ist, daß die tonale Schleife nur bei Musiker(innen) effizient und unabhängig funktioniert. Deshalb vergleichen wir in Experimenten Musiker(innen) mit Nichtmusiker(innen) bezüglich der Unabhängigkeit der Verarbeitung von sprachlichen und tonalen Reizen im Arbeitsgedächtnis. Um Leistungen auf spezialisierte Komponenten zurückführen zu können, wird auch die zentrale Aufmerksamkeit kontrolliert.
Die Experimente machen Gebrauch von Störbedingungen, wie sie für die Erforschung des Mechanismus der phonologischen Schleife eingesetzt werden (insbesondere artikulatorische Unterdrückung und "Irrelevant Speech") und erweitern diese in den Bereich tonaler Reize ("tonale Unterdrückung" und "Irrelevant Music"). Sowohl das Paradigma des Immediate Serial Recall als auch das Paradigma von Deutsch (1970) zur Verarbeitung von Tonhöhen werden verwendet. Erste Ergebnisse zeigen Vorteile von Musiker(innen) gegenüber Nichtmusiker(innen) nur, wenn sprachliche und tonale Reize gleichzeitig im Arbeitsgedächtnis verarbeitet werden sollen. Kontrollbedingungen sowie rein sprachliche Verarbeitung bzw. Störbelastung erbrachten keinen Unterschied zwischen Musiker(innen) und Nichtmusiker(innen).
Am Beispiel einer spezialisierten Komponente des Arbeitsgedächtnisses, hier der tonalen Schleife bei Musiker(innen), lassen sich interindividuelle Unterschiede in der Struktur des Arbeitsgedächtnisses untersuchen, die bislang eher vernachlässigt wurden.
Baddeley, A. D. (1990): Human Memory. Hove: Erlbaum. Deutsch, D. (1970): Tones and Numbers: Specificity of Interference in Short-Term Memory. Science, 168, 1604-1605 Pechmann, T. & Mohr, G. (1992): Interference in Memory for Tonal Pitch: Implications for a Working Memory Model. Memory and Cognition, 20 (3), 314-320.

Poster in der Gruppe DFG-Forschergruppe Arbeitsgedächtnis, Montag, 29. März 1999, 17:00-19:00, Foyer 2. Stock

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