Arbeitsgedächtnis und die Verarbeitung semantisch ambiger Wörter: Hemm- und Aktivierungsprozesse

Susanne Wagner & Thomas Gunter

Max-Planck-Institut für neuropsychologische Forschung
Stefanstraße 1a, 04103 Leipzig
E-Mail: wagner@cns.mpg.de

Neuropsychologische Studien der letzten Zeit haben Hinweise auf eine starke Interaktion zwischen Arbeitsgedächtnis und der Verarbeitung ambiger Wörter erbracht (z.B. Miyake, Just, Carpenter, 1994). Bis heute ist allerdings nicht eindeutig geklärt, wie die bessere Verarbeitung mehrdeutiger Wörter zustande kommt: Ist sie Ergebnis von Aktivierungsprozessen relevanter Information oder spielt Hemmung irrelevanter Information die ausschlaggebender Rolle?
Die vorliegende Studie untersucht die Verarbeitung semantisch ambiger Wörter in Satzkontexten unter Bezugnahme auf die Arbeitsgedächtniskapazität der Versuchspersonen. Um die im Arbeitsgedächtnis ablaufenden Prozesse mit hoher Zeitauflösung spezifizieren zu können wurden ereigniskorrelierte Potentiale als Meßmethode gewählt.
Die Versuchspersonen hatten die Aufgabe, Sätze zu lesen, von denen jeder an zweiter Position ein ambiges Wort, an fünfter Position ein predisambiguierendes Nomen und an sechster Position ein disambiguierendes Verb enthielten. Für jedes ambige Wort wurden vier Sätze entwickelt, in denen die Bedeutungsvarianten unterschiedlich kombiniert auftraten.
A Der Ton wurde vom Sänger gesungen.
B Der Ton wurde vom Töpfer gebrannt.
C Der Ton wurde vom Sänger gebrannt.
D Der Ton wurde vom Töpfer gesungen.
Die verschiedenen Varianten wurden in unterschiedlichen Experiment-Versionen angeboten.
Die ERPs zeigten, dass Versuchspersonen mit größerer Arbeitsgedächtniskapazität besser in der Lage sind, nicht benötigte Informationen zu unterdrücken, als Versuchspersonen mit geringerer Arbeitsgedächtniskapaziät.

Poster in der Gruppe DFG-Forschergruppe Arbeitsgedächtnis, Montag, 29. März 1999, 17:00-19:00, Foyer 2. Stock

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