Helligkeitskonstanz und das klassische Experiment von Plateau

Jürgen Heller & Stefan Kiener

Institut für Psychologie, Universität Regensburg
93040 Regensburg
E-Mail: juergen.heller@psychologie.uni-regensburg.de

M.J. Plateau ließ 1872 acht Künstler zu vorgegebenen weißen und schwarzen Farbscheiben, in ihren jeweiligen Ateliers, ein genau in der Mitte dazwischen liegendes Grau ermischen. Er stellte fest, daß die resultierenden grauen Farbscheiben praktisch identisch waren, trotz der Unterschiede der in den einzelnen Ateliers vorherrschenden Beleuchtung.
Fragt man nach der Bedeutung dieses klassischen Befundes für die aktuelle Forschung zur Helligkeitskonstanz, so muß man folgendes konstatieren: Einerseits wird die Mittenbildung bei achromatischen Farben als experimentelles Paradigma nicht genutzt. Nahezu sämtliche empirische Untersuchungen beschränken sich auf die Erhebung kontextübergreifender Indifferenzurteile. Andererseits zeigt J.-Cl. Falmagne (1985), daß die von Plateau berichtete Invarianz theoretisch äußerst tragfähig ist, da sie die Form der psychophysischen Funktion weitgehend festlegt. Allerdings beruht seine Argumentation auf Annahmen, die wiederum die vorliegenden experimentellen Daten nicht berücksichtigen.
Es wird daher eine allgemeine Theorie der Helligkeitskonstanz vorgestellt, innerhalb der psychophysische Invarianzen, sowohl der Mittenbildung wie auch der kontextübergreifenden Indifferenzurteile, zu einer weitgehenden Spezifikation der psychophysischen Funktion führen. Zur Untersuchung der Invarianzeigenschaften der Mittenbildung bei achromatischen Farben wird ein Experiment in einer einfachen Reiz-Umfeld Situation durchgeführt, wie sie in der experimentellen Forschung üblicherweise verwendet wird. Die Ergebnisse zeigen, daß die von Plateau gefundene Invarianz, zumindest unter diesen reduzierten Kontextbedingungen, nicht auftritt. Zur Erklärung der Befunde werden, in Zusammenhang mit der Reanalyse von Daten aus der Literatur, die Konsequenzen allgemeinerer psychophysischer Invarianzen im Rahmen der vorgestellten Theorie diskutiert.

Referat in der Gruppe Wahrnehmung und Psychophysik, Dienstag, 30. März 1999, 10:30, HS 21

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