Können Reize, die weder rechts noch links erscheinen, dennoch eine solchen Charakter erwerben?

Thomas Schulz

Fakultät für Psychologie, Ruhr-Universität Bochum
D-44780 Bochum
E-Mail: Thomas.K.Schulz@ruhr-uni-bochum.de

An 12 Vpn wurde der Simon-Effekt (d.h.die Beschleunigung/Verzögerung einer Identifikations- reaktion durch Übereinstimmung/Nichtübereinstimmung von seitlicher [rechts/links] Lage des Reizes und seitlicher Position der Antworttaste) mit zwei Farben als Reizen bei konstanter Tastendefinition gemessen. Dabei wurden auch mittige Kontrollreize benutzt. Sodann absolvierte jede Vp einen gleich langen Durchgang, bei dem - bei gleicher Tastendefinition - nur lateral neutrale (mittige) Reize verwendet wurden. Im dritten Durchgang wurde wieder der Simon-Effekt gemessen. Zwei solcher Sitzungen fanden statt. Die Hypothese, Hasbroucq und Guiard (1991) folgend, daß die lateral neutralen Reize der zweiten Phase in der dritten Phase Zeichen der Lateralisierung zeigen würden, indem sie sich wie kongruente Reize verhielten, konnte nicht bestätigt werden. Ein assoziativer Anteil am Simon-Effekt in seiner traditionellen Version mit konstanter Belegung im Sinne einer Lateralisierung konnte somit nicht aufgezeigt werden.
Wohl aber zeigte sich die für die Versuchsphasen erwartete Effekt als Effekt zwischen der 1. und 2. Sitzung, so daß eine gewisse Reaktionslateralisierung nicht auszuschließen ist. Ein zweites Experiment prüfte deshalb an neun Vpn diese Hypothese, indem die Tastendefinition beim Test (3. Phase) zufällig variierte. Der Effekt des ersten Experiments blieb aus; aber auch der gesuchte Lateralisierungseffekt konnte erneut nicht gezeigt werden. (In beiden Experimenten war der Simon-Effekt selbst hochsignifikant abzusichern). Die Diskussion weist konzeptuelle Widersprüche in der Ableitung der Hypothese auf.. Der Simon-Effekt kann danach nicht mit Merkmals-Ort-Assoziationen erklärt werden. Falls man nicht auf Faktoren der visuellen Organisation verweisen will, erhält somit die traditionelle Ansicht, daß der Simon-Effekt auf der automatischen Ortskodierung der irrelevanten Position beruht, neue Stützung.

Referat in der Gruppe Aufmerksamkeit und Motorik, Dienstag, 30. März 1999, 10:30, HS 15

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