"Die Mama sagt, Mathe ist halt nichts fuer mich....." - Der Einfluss impliziter (geschlechtsbezogener) Begabungstheorien der Eltern auf die Selbsteinschaetzung der Kinder

Kurt A. Heller, Albert Ziegler & Barbara Schober

LMU Muenchen, Lehrstuhl fuer Paedagogische Psychologie und Psychologische Diagnostik
Leopoldstrasse 13, 80802 Muenchen
E-Mail: heller@edupsy.uni-muenchen.de

Im Fokus vieler Interventionen im schulischen Kontext stehen die Kinder, kaum aber ihr soziales Umfeld. Den Einstellungen und speziell den geschlechtsbezogenen Theorien der signifikanten Bezugspersonen kann aber eine den Interventionserfolg mediierende Rolle zukommen. So gibt es fuer den Einfluss von Elterneinstellungen, Erwartungen, Kontrollstilen und Kompetenzeinschaetzungen auf die Selbstbilder, das Motivationsset und die Leistungen ihrer Kinder mittlerweile eine Fuelle von empirischen Belegen (z.B. Christenson, Rounds & Gourney, 1992; Fleming & Gottfried, 1994). Im Rahmen einer Studie zur Entwicklung und Evaluation eines Motivationsfoerderprogramms im Fach Mathematik wurden auf Basis des Eccles-Modells der Leistungsmotivation zur Klaerung der Frage, welche Einstellungen Eltern haben und wie diese mit den selbstbezogenen Kognitionen ihrer Kinder zusammenhaengen, 394 Fuenftklaessler(innen) und deren Eltern mit Hilfe eines Fragebogens hinsichtlich verschiedener leistungsbezogener Kognitionen wie z.B. Attributionsstil, Zielorientierungen, Faehigkeitsselbstkonzept und speziell die Eltern noch zu geschlechtsbezogenem Konservatismus untersucht. Es zeigten sich auf Seiten der Kinder schon zu Beginn des Gymnasiums Geschlechtsunterschiede hinsichtlich selbstbezogener leistungsrelevanter Kognitionen im Fach Mathematik. Die Einschaetzungen der Eltern hingen mit denen der Kinder zusammen, allerdings fanden sich nicht in allen Bereichen enge Korrelationen. Was geschlechtsbezogene Begabungstheorien betrifft, liess sich feststellen, dass diese bei subtilerer Fragetechnik nach wie vor messbar sind, und dass gerade Maedchen in ihren selbstbezogenen Kognitionen darunter "leiden", d.h. sich negativer einschaetzen, waehrend Jungen sich eher positiver einschaetzen, wenn ihre Eltern glauben, dass "Mathe eben eher was fuer Jungen ist". Aus experimentalpsychologischer Perspektive sprechen diese Ergebnisse dafuer, dass bei der Evaluation von Interventionsmassnahmen im Schulkontext die Einstellungen relevanter Bezugspersonen als potentielle Mediatorvariable beruecksichtigt werden sollten.

Poster in der Gruppe Emotion und Motivation, Montag, 29. März 1999, 17:00-19:00, Foyer 2. Stock

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