Vorgestellt wird eine theoretische Erweiterung des Rubikon-Modells der Handlungsphasen (Heckhausen & Gollwitzer, 1987), nach der es unter bestimmten Bedingungen auch in der Handlungsphase zu einem erneuten Abwaegen des aktuellen Handlungsziels kommen kann. Es wird angenommen, dass dabei sowohl die Kosten und Nutzen der weiteren Zielverfolgung (ZV), als auch die des Zielabbruchs (ZA) einander gegenuebergestellt werden. Aktuelle Motivationsmodelle fokussieren ausschliesslich auf Aspekte der ZV, waehrend Aspekte der ZA vernachlaessigt werden. Durch die hier verfolgte Erweiterung um Kosten-Nutzen-Bilanzen des ZA soll sich besser als mit gaengigen Motivationsmodellen vorhersagen lassen, wann sich eine Person weiter fuer ihr Ziel engagiert bzw. sich davon distanziert. Gleichzeitig sollen sich Aussagen machen lassen zu grundlegenden handlungsregulativen Prozessen wie beispielsweise dem Vorherrschen verschiedener motivationaler Orientierungen (Annaeherung vs. Vermeidung), die relevant sind fuer (nicht) erfolgreiche Zieldistanzierung sowie emotionales Erleben. In einer ersten querschnittlich angelegten Studie mit 43 Besuchern eines Sportstudios wurde ein Fragebogen zur Erfassung der verschiedenen Kosten-Nutzen-Aspekte entwickelt. Die ersten Analysen zeigen, dass (a) die Kosten der ZV und der Nutzen des ZA zwar Ueberlappungen aufweisen, der Nutzen der ZV und die Kosten des ZA jedoch konzeptuell unterschiedliche Aspekte darstellen. Dies macht deutlich, dass eine Trennung in Aspekte der ZV und des ZA zumindest teilweise sinnvoll ist; (b) Kosten und Nutzen des ZA dann fuer weiteres Engagement bzw. Zieldistanzierung relevant werden, wenn die Kosten der ZV deren Nutzen uebersteigen; und (c) die unterschiedlichen motivationalen Orientierungen Annaeherung vs. Vermeidung differenzierte Emotionsmuster in Reaktion auf einen vorgestellten Misserfolg bei der ZV aufweisen.
Beitrag zum Symposium Should I stay or should I go? Bedingungen und Folgen (nicht) erfolgreicher Zieldistanzierung, Donnerstag, 1. April 1999, 09:00-12:00, HS 21
