Perseveranz von Aufmerksamkeitseinstellungen nach Misserfolg: Ein fairer Test fuer die Zeigarnik-Hypothese

Klaus Rothermund

Universitaet Trier, Fachbereich I - Psychologie
54286 Trier
E-Mail: rothermu@uni-trier.de

Die Bindung an ein Ziel geht mit einer erhoehten Aufmerksamkeit fuer zielbezogene Inhalte einher. Mit dem Erreichen des gesetzten Ziels erlischt diese erhoehte Resonanz fuer zielbezogene Inhalte wieder. Wie aber veraendern sich zielbezogene kognitive Einstellungen nach einem Scheitern der Zielverfolgung? In zwei Experimenten wurde eine automatische Aufmerksamkeitsbindung durch aufgabenbezogene Informationen nach experimentell induziertem Misserfolg untersucht.
Im ersten Experiment musste zunaechst eine Labyrinthaufgabe bearbeitet werden. Anschliessend wurden Interferenzeffekte fuer labyrinthbezogene Woerter gemessen, die als Flankierreize in einer Benennaufgabe praesentiert wurden. Bei Personen, die zuvor ein unloesbares Labyrinth bearbeitet hatten, waren diese Interferenzeffekte staerker ausgepraegt als bei Personen, die ein loesbares Labyrinth erhielten, oder die nach dem Misserfolg ueber die Unloesbarkeit des Labyrinths informiert wurden. Im zweiten Experiment erhielten Personen experimentell manipulierte negative und positive Rueckmeldungen bei der Bearbeitung von Synonymaufgaben. Auch hier fanden sich staerkere Interferenzeffekte, wenn die Woerter aus den Aufgaben mit negativer Rueckmeldung spaeter als Distraktoren in einer Benennaufgabe dargeboten wurden.
Die Ergebnisse belegen, da·die Aufmerksamkeit fuer vormals relevante Inhalte auch noch nach einem definitiven Misserfolg erhoeht ist. Dieses Fortdauern der Aufnahmebereitschaft fuer Stimuli, die sich auf blockierte Ziele beziehen, stellt eine moegliche Ursache fuer die Entstehung von mentaler Rumination und depressiven Symptomen dar.

Beitrag zum Symposium Should I stay or should I go? Bedingungen und Folgen (nicht) erfolgreicher Zieldistanzierung, Donnerstag, 1. April 1999, 09:00-12:00, HS 21

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