Dissoziation von Gedächtnisabrufprozesses: eine ereigniskorrelierte fMRT-Studie

Stefan Zysset, Stefan Pollmann & D.Yves von Cramon

Max-Planck-Institut für neuropsychologische Forschung
Stephanstr.1a, 04103 Leipzig
E-Mail: zysset@cns.mpg.de

Eine wesentliche Funktion kognitiver Prozesse besteht darin, gespeichertes Wissen aus dem Langzeitgedächtnis (LZG) zu aktivieren und mit Information aus der Umwelt in Beziehung zu setzen. Dabei lassen sich eine Reihe von grundlegenden Prozessen unterscheiden: die Aktivierung von Gedächtnisinhalten aus dem LZG ins Kurzzeitgedächtnis (KZG), Rehearsal im KZG und die Verarbeitung der aktivierten Wissenseinheiten im KZG. Diese Abfolge impliziert auch eine aufeinanderfolgende Aktivierungen der an diesen Prozessen beteiligten Hirnareale. Diese Aktivierungsdynamik wurde mittels funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) untersucht.
In Abhängigkeit davon, wann ein Teilprozeß beginnt, verschiebt sich auch der Zeitpunkt, zu dem die lokalen Blutflußänderungen in den korrespondierenden Hirnarealen einsetzen. Hirnareale, die nur in die Aktivierung von Gedächtnisinhalten involviert sind, sollten durch die Verzögerung des Verarbeitungsprozesses kein verändertes Aktivierungsmuster zeigen. Areale hingegen, die zur Verarbeitung von Wissenseinheiten im KZG genutzt werden, sollten mit Verzögerung aktiviert werden. Areale, die sowohl für die Aktivierung von Items wie auch für Rehearsalprozesse verantwortlich sind, sollten ein verlängertes Aktivierungsmuster zeigen. Die Analyse der zugrundliegenden MRT-Signaländerungen erlaubt eine Lokalisation der involvierten Teilprozesse und ihre Differenzierung.
Das im fMRT beobachtete Aktivierungsmuster zeigte, daß bei der Bearbeitung einer Gedächtnisaufgabe ein Netzwerk von Arealen beteiligt ist. Die Aktivierungen im inferioren Gyrus präcentralis, der SMA und den prämotorischen und motorischen Cortices dienen vermutlich der handlungsorientierten, motorischen Programmierung und Ausführung der Reaktion. Die anteriore Insel und der posteriore Parietallappen scheinen mit der Suche im KZG befaßt zu sein. Die links-frontale Aktivierung dürfte an der Aktivierung und dem Rehearsalprozess der Information beteiligt sein. Der rechte Präfrontalcortex hingegen könnte in aufgabenunspezifische Prozesse involviert sein.

Poster in der Gruppe Gedächtnis, Mittwoch, 31. März 1999, 17:00-19:00, Foyer 2. Stock

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