Behaviorale Reaktionen von Repressern und Sensitizern auf einen streßinduzierenden Film

Sonja Rohrmann, Stefanie Olischläger, Eva Ullrich, Jürgen Hennig & Petra Netter

Fachbereich Psychologie, Justus-Liebig-Universität Gießen
Otto-Behaghel-Str. 10F, 35394 Gießen
E-Mail: Sonja.Rohrmann@psychol.uni-giessen.de

In bedrohlichen Situationen wenden Sensitizer ihre Aufmerksamkeit bedrohlichen Reizen zu, während Represser sich hiervon abwenden. Während subjektive und somatische Reaktionen der beiden Bewältigungstypen unter Belastung bereits vielfach untersucht wurden, ging die vorliegende Studie der Frage nach, ob sich Represser und Sensitizer bzgl. Verhaltensindikatoren in Abhängigkeit von der Streßbedingung unterscheiden.
60 männlichen Probanden wurde ein streßinduzierender Film (Beschneidungsritual bei Aborigenes) von Lazarus entweder als Stummfilm oder mit Kommentierungen vorgeführt, die die bedrohlichen Filmelemente hervorhoben (Traumafilm) oder verleugneten (Verleugnungsfilm). Aus Videoaufzeichnungen der Probanden wurden verhaltensbezogene Angstindikatoren (Gesichtsausdruck bzw. nervöse Beinmotorik) und Indikatoren des Bewältigungsverhaltens (hingucken vs. weggucken) ermittelt. Ferner wurde der Filminhalt schriftlich beurteilt und die Zustandsangst erfaßt.
Sensitizer berichteten über alle Versuchsbedingungen hinweg mehr Zustandsangst und zeigten einen ängstlicheren Gesichtsausdruck als Represser. Diese nahmen mehr positive Gefühle bei den Beschneidungsopfern wahr. Interaktionseffekte ergaben, daß Represser unter der Traumafilmbedingung und Sensitizer unter der Verleugnungsbedingung mehr nervöse Beinmotorik zeigten. Ebenso sahen Represser unter der Stumm- und Traumafilmbedingung mehr weg und Sensitizer mehr unter der Verleugnungsbedingung. Unter der Stumm- und Traumafilmbedingung erinnerten Represser auch eine geringere Anzahl von Beschneidungen als Sensitizer und diese unter der Verleugnungsbedingung.
Offensichtlich reduzierte sich bei Repressern unter der Verleugnungsbedingung die Belastung im Vergleich zur Stumm- und Traumafilmbedingung, während Sensitizer nicht so stark von der Verleugnung profitierten. Auch darf geschlossen werden, daß wenig willkürlich kontrollierbare Verhaltenindikatoren repressives Bewältigungsverhalten besser charakterisieren als kontrollierbare.

Poster in der Gruppe Emotion und Motivation, Montag, 29. März 1999, 17:00-19:00, Foyer 2. Stock

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