Die Behandlung von Flugangst durch Exposition in Virtuellen Welten

A. Mühlberger, M. Herrmann, P. Pauli & G. Wiedemann

Institut für Medizinische Psychologie und Verhaltensneurobiologie, Universität Tübingen
Gartenstraße 29, 72074 Tübingen
E-Mail: andreas.muehlberger@med.uni-tuebingen.de

Fragestellung: Ziel der Untersuchung war, Verlauf und Effektivität einer Flugangsttherapie unter Einsatz Virtueller Welten (Flugsimulator) zu evaluieren. Neben der Flugangstreduktion war dabei der Angstverlauf während der Exposition von Bedeutung.
Methode: 37 Personen mit Flugangst wurden nach einer Gruppensitzung zur Thematik Angst und Fliegen randomisiert 2 Gruppen zugewiesen. Mit allen Personen wurden am Beginn und am Ende der Sitzung kurze virtuelle Flüge durchgeführt. Die Experimentalgruppe (EG) erlebte zusätzlich vier virtuelle Flüge à 15 Minuten. Mit der Kontrollgruppe (KG) wurden zusätzlich Entspannungsübungen von 2 x 30 Minuten durchgeführt. Die Angstinduktion während der virtuellen Flüge wurde überprüft anhand subjektiver Ratings (SUD) sowie physiologischen Parameter (Hautleitfähigkeit GSR und Herzrate HR), die Angstreduktion aufgrund der Intervention wurde durch Messung von Flugangst und Vermeidungstendenzen mittels Fragebögen (FFS, AFA) vor und nach der Therapie sowie 14 Tage und 3 Monate später erfaßt.
Ergebnisse: Es zeigten sich bei der EG signifikant stärkere Verminderungen der SUD-Ratings und der GSR vom Beginn zum Ende der Sitzung gegenüber der KG (Interaktion Zeit x Gruppe; SUD-Rating: p = ,032, GSR: p = ,038). Zusätzlich zeigten sich signifikante Zeiteffekte in SUD-Rating (p < ,0001), GSR (p < ,0001) und HR (p = ,018). Die Interaktion zwischen dem Prä-Test und Post-Test zeigte eine signifikant stärkere Angstreduktion im FFS (p < .033) und Vermeidensreduktion im AFA (p < .004) bei der EG gegenüber der KG.
Diskussion: Eine einstündige Exposition in einem virtuellen Flugzeug löst bei Flugphobikern Angst aus. Diese habituiert im Verlauf der Exposition. Die Exposition in der VR führt zu einer stärkeren Flugangstreduktion als das Üben von Entspannung. Virtuelle Welten können gewinnbringend bei der Therapie von Flugangst eingesetzt werden.

Poster in der Gruppe Emotion und Motivation, Montag, 29. März 1999, 17:00-19:00, Foyer 2. Stock

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