Schreibbewegungen können mit Hilfe komputationaler Modelle quantitativ simuliert werden. Die Anzahl der Programm-Parameter soll dabei möglichst begrenzt sein. Innerhalb der Menge der komputationalen Modelle gibt es eine Modellklasse, die biomechanische Eigenschaften der Schreibhand berücksichtigt. Ein bekannter Vertreter ist das Masse-Feder-Modell von Hollerbach(1981). Handschrifttrajektorien werden aus verschiedenen aneinandergereihten Sinuskurven generiert, wobei an bestimmten Punkten der Trajektorie die Gleichgewichtspunkte, die Steifheit und die Anfangsbedingungen des Masse-Feder-Schwingers geändert werden. Um die Vorhersageleistung des Modells zu prüfen, wurden von fünf Versuchspersonen Schriftproben ( eeee..., llll..., lele..., llee...) mit einem graphischen Tablett erfaßt und ausgewertet. Die aus dem Hollerbach-Modell abzuleitende konstante Figurzeit läßt sich in den empirischen Daten nicht bestätigen. Die Ausführungszeiten für den Buchstaben e sind kleiner als die für den Buchstaben l. Obwohl größere Buchstaben mit größerer Geschwindigkeit geschrieben werden, kann damit keine vollständige Kompensation des längeren Schreibweges bei größeren Buchstaben erzielt werden. Als alternatives Modell schlagen wir ein Zykloidenmodell vor, das ähnlich wie das Hollerbach-Modell Handschrifttrajektorien aus der Überlagerung zweier sinoidaler Komponenten und einer Transversalkomponente durch die gezielte Änderung von Amplituden- und Phasenparametern. erzeugt. Im Wesentlichen bildet das Modell damit die geometrischen Eigenschaften der Gliederkette ab, die durch den Daumen und den Zeigefinger der Schreibhand gebildet wird. Das Modell enthält keine Annahmen über die bei der Schreibbewegung beteiligten Massen und spart so Modellparameter ein.
Poster in der Gruppe Handlung und Motorik, Mittwoch, 31. März 1999, 17:00-19:00, Foyer 2. Stock
