Argumentationstypen bei der Bewertung von Biotechnologie.

Wolfram Rollett

Institut für Psychologie, Technische Universität Berlin

E-Mail: rollett@psych.gp.tu-berlin.de

Analysiert man charakteristische Diskussionen zu kontroversen Themen wie dem Einsatz von Biotechnologie, stößt man auf zwei typische Argumentationsstrukturen, die entscheidungspsychologisch besonders interessant sind: Und zwar einen wertorientierten und einen folgenorientierten Typ (Brüggemann, in Vorbereitung). Im ersten Fall werden verletzte bzw. erfüllte Wertvorstellung (z.B. soziale oder moralische Wertvorstellungen), im zweiten Fall konkrete wünschenswerte oder nicht wünschenswerte Folgen in der Argumentation für oder gegen einen Sachverhalt ins Feld geführt. Diese Unterscheidung beruht auf den Überlegungen von Baron (1997) zu non-konsequentialistischem Entscheidungsverhalten.
Am Beispiel der Diskussion um Biotechnologie wurde dieser Beobachtung nachgegangen. Dazu wurde ein Fragebogen mit 16 Items entwickelt der typische wert- bzw. folgenorientierte Argumente pro und contra Biotechnologie wiedergab. Zusätzlich wurde ein Itemtyp vorgegeben, der das Abwägen zwischen Folgen und Werten verlangte.
An der Untersuchung nahmen 117 Student/innen teil. Eine Hauptkomponentenanalyse unterlegte nach dem Screeplotkriterium eine 4-Faktorenlösung. Die ersten beiden Komponenten lassen sich als positive bzw. negative Einstellungsfaktoren zur Biotechnologie interpretieren. Offensichtlich überlagern Einstellungen die hier gesuchten Ordnungsstrukturen. Interessant ist in diesem Zusammenhang der dritte Faktor, auf dem sich Items versammeln, die ein Abwägen beinhalten. Hier spiegelt sich die individuelle Präferenz für Wert- bzw. Folgeargumente wider. Der vierte Faktor wiederum ist durch Wertitems gekennzeichnet, die den Erkenntniswert von Biotechnologie herausstellen. Eine hierarchische Clusteranalyse nach Ward über die Personen ergab eine klare 4-Clusterlösung: Folgenorientierte Ablehner, Folgenorientierte Befürworter, (Erkenntnis-) Wertorientierte Befürworter und Wertorientierte Ablehner. Die bisherigen Befunde sind vielversprechend und es erscheint lohnend diesen Argumentationstypen weiter nachzugehen.

Poster in der Gruppe Soziale Kognition, Mittwoch, 31. März 1999, 17:00-19:00, Foyer 2. Stock

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