Kognitiv-energetische Aspekte der Impulsivität

Uwe Zimmer & Gisela Erdmann

Institut für Psychologie, Technische Universität Berlin
Franklinstr. 28 (FR 3-8), 10587 Berlin
E-Mail: uz@mail.gp.tu-berlin.de

Zentraler Aspekt des Persönlichkeitsmerkmals Impulsivität ist die Neigung zu schnellem, aber fehlerhaftem Verhalten. In zwei Reaktionszeitexperimenten sollte versucht werden, ein Verarbeitungsdefizit bei Hoch-Impulsiven nachzuweisen und im Rahmen des kognitiv-energetischen Modells von Sanders (1983) zu lokalisieren. Angenommen wurde ein Defizit im Effort-System: Im Falle effortintensiver Aufgaben kommt zu einer Kopplung des Arousal- und des Activation-Systems, was schnelle, aber fehlerhafte Reaktionen zur Folge hat.
Untersucht wurden die Verarbeitungsstufen Merkmalserkennung und Reaktionswahl. Die Stimulusqualität und die SR-Kompatibilität lagen in zwei Ausprägungen vor. Zusätzlich wurde die Instruktion variiert. Die Impulsivität wurde erfaßt mittels der "Impulsiveness"-Skala des I7-Fragebogens.
Experiment 1: Je 13 Niedrig- und Hoch-Impulsive (I7-Mediansplit) durchliefen zunächst ein Genauigkeitstraining. Die eigentlichen Aufgaben wurden einmal unter Genauigkeits- und einmal unter Geschwindigkeits-Instruktion absolviert. Übereinstimmend mit dem angenommenen Defizit zeigte sich eine Interaktion der Impulsivität mit der SR-Kompatibilität: Hoch-Impulsive zeigten bei inkompatiblen Durchgängen eine geringere Verlangsamung, die Zahl der Fehler erhöhte sich nicht. Keinen Effekt zeigten Stimulus-Qualität und Instruktion.
Experiment 2: Um spontanes Reaktionsverhalten zu erfassen, wurde das Experiment wiederholt: Ohne Genauigkeitstraining, eine Bedingung ohne Genauigkeits- /Geschwindigkeitsinstruktion und eine mit Genauigkeitsinstruktion. Die Stichprobe wurde an den Terzilen in drei Gruppen (16 Niedrig-, 17 Mittel- und 16 Hochimpulsive) aufgeteilt. Es zeigte sich die gleiche Interaktion wie in Experiment 1: Eine geringere Verlangsamung der Hoch-Impulsiven bei inkompatiblen Durchgängen, die Zahl der Fehler erhöhte sich nicht. Die Versuchsbedingung hatte keinen Effekt.
Impulsivität zeigt entsprechend der Erwartung einen Zusammenhang mit der Reaktionswahl und nicht der Merkmalserkennung, der sich auf das Effort-System zurückführen läßt. Schwer interpretierbar ist das Ausbleiben zusätzlicher Fehler.

Referat in der Gruppe Emotion, Dienstag, 30. März 1999, 19:00, HS 22

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