Intuitive Psychologie oder Physik: Wie deuten Einjährige die referentiellen Hinweisreize Schauen, Zeigen und Berühren?

Claudia Thoermer & Beate Sodian

Lehrstuhl für Psychologie IV; Universität Würzburg
Röntgenring 10, 97070 Würzburg
E-Mail: thoermer@psychologie.uni-wuerzburg.de

Theorien die sich mit der Entwicklung der intuitiven Alltagspsychologie, der sogenannten Theory of Mind, befassen, weisen dem Verständnis referentieller Hinweisreize (insbesondere der Blickrichtung) und der Entwicklung des Konzepts der Intentionalität (im Sinne von Zielgerichtetheit des Verhaltens) zentrale Bedeutung zu. Zu beiden Gebieten liegen Studien vor, die auf frühe Kompetenzen hinweisen. Schon Einjährige folgen der Blickrichtung einer Person und verstehen und produzieren Zeigegesten; schon vor Vollendung des ersten Lebensjahrs unterstellen Säuglinge unter bestimmten Bedingungen Zielgerichtetheit. Bisher gibt es allerdings wenige Studien, die sich mit Leistungen, die die Verbindung dieser beiden Aspekte erfordern, befassen. Mit Hilfe der visuellen Habituations-Dishabituationsmethode prüfen wir, ob Einjährige aus unterschiedlichen referentiellen Hinweisreizen Erwartungen über das Zielobjekt einer nachfolgenden Handlung ableiten können. Wir realisieren drei Hinweisbedingungen, nämlich Blickrichtung, Zeigegeste und Anfassen des Referenzobjekts und kontrastieren in einem Zwischen-Design die Hinschauzeiten in Reaktion auf konsistente (Referenz auf und Manipulation desselben Objekts) und inkonsistente (Referenz auf eines und Manipulation eines anderen Objekts) Testereignisse. Es zeigt sich eine "Hierarchie" der Hinweisreize von Anfassen zu Schauen auf das Referenzobjekt. Wir interpretieren diese Ergebnisse dahingehend, daß sie nicht auf ein frühes mentalistisches Verständnis referentiellen Verhaltens hindeuten.

Poster in der Gruppe Entwicklung, Mittwoch, 31. März 1999, 17:00-19:00, Foyer 2. Stock

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