Räumliche (Un-)sicherheit moderiert affektives Priming in der evaluativen Entscheidungsaufgabe

Jochen Musch & Karl Christoph Klauer

Psychologisches Institut, Universität Bonn
Römerstr. 164, 53117 Bonn
E-Mail: jochen.musch@uni-bonn.de

Zur Untersuchung affektiver Primingeffekte wird häufig die evaluative Entscheidungsaufgabe verwendet, bei der die Valenz eines Targetworts als positiv vs. negativ klassifiziert werden muß. Affektives Priming zeigt sich in diesem Paradigma in Form einer erleichterten Verarbeitung von Targetwörtern, denen ein valenzkongruentes Primewort vorangestellt wird. Die Aufgabe weist Strukturähnlichkeit zum Stroop-Paradigma mit getrennten Distraktoren und Targets auf, wenn man das Targetwort als den aufgabenrelevanten Reiz und das Primewort als den zu ignorierenden Distraktorreiz konzeptualisiert. Aus dieser Analogie zwischen Stroop-Effekten und affektiven Primingeffekten in der evaluativen Entscheidungsaufgabe wird die Vorhersage abgeleitet, daß ähnlich wie im Stroop-Paradigma auch die Stärke affektiver Primingeffekte durch die räumliche (Un-)sicherheit über den Ort der Stimulusdarbietung moderiert wird. In zwei Experimenten traten in Übereinstimmung mit dieser Vorhersage affektive Primingeffekte durch irrelevante Distraktorstimuli nur dann auf, wenn räumliche Unsicherheit über den Ort des Targetstimulus einen weiten Aufmerksamkeitsfokus erforderte. Durch einen Vorabhinweisreiz induzierte räumliche Sicherheit über den Ort des Targetstimulus ermöglichte hingegen die Einengung des Aufmerksamkeitsfokus und die erfolgreiche Suppression des interferierenden Einflusses irrelevanter Primewörter. Primingeffekte in der evaluativen Entscheidungsaufgabe beruhen demnach nicht ausschließlich auf automatischen Prozessen, sondern auch auf strategischer, flexibel in Abhängigkeit von der Aufgabenstruktur erfolgender Aufmerksamkeitssteuerung. Dasselbe Ergebnismuster tritt auch bei der als Kontrollaufgabe eingesetzten Entscheidung über das Geschlecht von Vornamen (männlich vs. weiblich) auf, was auf die Verallgemeinerbarkeit der vermittelnden Mechanismen hinweist. Die Befunde werden als Bestätigung der vorgeschlagenen Stroop-Analogie zur Erklärung affektiver Primingeffekte interpretiert.

Referat in der Gruppe Emotion, Dienstag, 30. März 1999, 09:00, HS 22

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