Experimentieren auf der Datenautobahn - Vollgas oder Tempolimit?

Michael Hildebrandt & Herbert A. Meyer

FB 3, Fachrichtung Psychologie, Universität Gh Kassel
Holländische Str. 36-38, 34109 Kassel
E-Mail: hilde@hrz.uni-kassel.de

Der 'Information Superhighway' lockt experimentell arbeitende Psychologen in zunehmendem Maße mit der Aussicht auf schnelle und einfache Datenerhebung. Doch wie valide sind die Ergebnisse aus dem 'Virtuellen Labor'?
Der Beitrag diskutiert methodische Vorbehalte und technische Einschränkungen, die bei der Planung von Untersuchungen im Internet berücksichtigt werden sollten. Anhand eigener Befunde und Erfahrungen aus verdeckten WWW-Feldexperimenten zum 'mere-exposure'-Effekt und Java-basierten Versuchen zur Zeitwahrnehmung werden Anwendungsgebiete aufgezeigt, in denen verteilte Netze und plattformunabhängige Benutzerinterfaces (WWW-Browser) eingesetzt werden können.
Die verwendeten Untersuchungsmethoden eröffnen vor allem neue Möglichkeiten bei der Analyse der Mensch-Computer Interaktion und der (Reaktions-)Zeitmessung. Gleichzeitig weisen die Studien aber auch auf die Anfälligkeit WWW-basierter Versuchsanordnungen gegenüber bestimmten Rahmenbedingungen der Versuchssituation, der eingesetzten Rechnerausstattung sowie der Computererfahrung der Probanden hin. Die daraus folgenden kaum vorhersagbaren Verzerrungen der Ergebnisse schränken u. E. die Anwendung solcher Paradigmen in offenen 'Web-Experimenten' ein.
Im Hinblick auf die dargestellten Probleme des Experimentierens im Internet wird vor einer unreflektierten Verwendung von online-Surrogaten herkömmlicher experimenteller Paradigmen gewarnt. Eine möglichst genaue Kontrolle der Versuchssituation ist Voraussetzung für die Minimierung spezifischer Fehlerquellen, die sich beim Einsatz verteilter, plattformunabhängiger Systeme zur Versuchsdurchführung ergeben. Abschließend wird diskutiert, welche Chancen der Forschungskooperation im Sinne eines 'polyzentralen Experimentierens' die Verwendung solcher Systeme eröffnet.

Poster in der Gruppe Medienpsychologie, Montag, 29. März 1999, 17:00-19:00, Foyer 2. Stock

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