Zeitverlauf kognitiver Verzerrungen bei der Erinnerung räumlicher Konfigurationen

Steffen Werner & Jörn Diedrichsen

Georg-Elias-Müller-Institut für Psychologie, Universität Göttingen
Insitut für Psychologie, Gosslerstr. 14, 37073 Göttingen
E-Mail: swerner@gwdg.de

Nach dem Modell von Huttenlocher, Hedges und Duncan (1991) wird räumliche Information auf zwei unterscheidbaren Ebenen repräsentiert. Während eine Form der Repräsentation die absoluten Koordinaten einer Position speichert, wird auf einer zweiten Ebene die Position kategoial kodiert. Bei dem Erinnern einer absoluten Position wird auf beide Repräsentationen zurückgegriffen. Je nach Zuverlässigkeit und Gewichtung der beiden Informationsquellen kommt es hierbei zu unterschiedlichen Ausmaßen räumlicher Verzerrungen.
In einem ersten Experiment bestimmten wir das zweidimensionale Verzerrungsmuster für eine einfache Situation mit zwei Landmarken. Hierzu mußten Probanden einen kurzzeitig dargebotenen Punkt in der Nachbarschaft zweier Landmarken mit der Maus am Monitor nachstellen. Die so gewonnenen Verzerrungsparameter benutzen wir in weiteren Experimenten zur Bestimmung des Zeitverlaufs räumlicher Verzerrungen. Anhand eines Identitätsurteils testeten wir das Ausmaß der Verzerrung für die 2-Landmarken Situation nach unterschiedlichen Behaltensintervallen (50 ms - 800 ms). Probanden sahen hierzu kurz die beiden Landmarken und einen Punkt für 200 ms. Nach einem variablen Maskierungsintervall wurden wieder beide Landmarken und ein neuer Punkt dargeboten. Die Probanden mußten beurteilen, ob der dargebotene Punkt sich in der gleichen Position zu den Landmarken befand wie der zuvor gesehene. Unsere Ergebnisse zeigen einen deutlichen Anstieg der Verzerrung, der nach ca. 400 ms abgeschlossen ist. Dies deutet darauf hin, daß kategoriale Information bei der Beurteilung räumlicher Relationen sehr früh wirksam wird.

Poster in der Gruppe Gedächtnis, Mittwoch, 31. März 1999, 17:00-19:00, Foyer 2. Stock

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