Trennung von Kontrollaufwand zur Informationsverarbeitung im Arbeitsgedächtnis vom Aufwand für Informationsaufnahme und motorische Reaktion mittels EEG- Kohärenzanalyse

Franziska Kopp & Erdmute Sommerfeld

Institut für Sprach- und Übersetzungswissenschaften, Abt. Psycholinguistik, Universität Leipzig
Brühl 34-50, 04109 Leipzig
E-Mail: psy92dht@studserv.uni-leipzig.de

Gegenstand der Untersuchung sind Informationsverarbeitungsprozesse, bei denen Information über ein geordnetes Gedächtnisset im Arbeitsgedächtnis behalten werden muß, während innerhalb des Sets Vergleiche durchzuführen sind. Ziel der Untersuchung ist es, den kognitiven Aufwand für diese Arbeitsgedächtnisprozesse von Komponenten der Informationsaufnahme und der motorischen Reaktion (durch Tastendruck) abzutrennen. Basierend auf der Annahme, daß für die Informationsverarbeitung ein höherer Kontrollaufwand erforderlich ist als für die Informationsaufnahme und die motorische Reaktion, wird untersucht, ob dieser Kontrollaufwand durch hohe Synchronisation zwischen spezifischen frontalen und parietalen Hirnarealen gekennzeichnet ist.
Dazu sind zwei Klassen von Experimenten durchgeführt worden. Als Anforderung mit hohem Kontrollaufwand wurde die Fragenbeantwortung bei der Lösung eines Ordnungsproblems analysiert. Zur Bestimmung von Komponenten der Informationsaufnahme - jeweils kombiniert mit der Komponente der motorischen Reaktion - kamen ein Einfach-, ein Selektiv- und ein Wahlreaktionsexperiment (basierend auf den Elementen des Gedächtnissets) zum Einsatz. An fünf Versuchspersonen ist das EEG (10/20- System) abgeleitet worden. Zur Erfassung von Synchronisationen wurde die relative Kohärenzdauer, d.h. die durch die Reaktionszeit dividierte Gesamtzeit hoher interregionaler Kohärenzen über einer definierten Schwelle, zwischen frontalen (F3/Fz/F4) und parietalen (P3/Pz/P4) Elektrodenpositionen im Frequenzbereich 13-20 Hz mit dem Verfahren von Schack et al. (1995) berechnet.
Im Ergebnis zeigte sich bei jeder Versuchsperson bei der Lösung des Ordnungsproblems eine signifikant höhere relative Kohärenzdauer (bezogen auf die signifikant höhere Reaktionszeit) an den Elektrodenpaaren Fz-Pz, F4-P4 und Fz-P4 als bei den Reaktionsexperimenten.
Die Ergebnisse sprechen dafür, daß der Kontrollaufwand für Informationsverarbeitungsprozesse im Arbeitsgedächtnis vom Aufwand für Informationsaufnahme und motorische Reaktion auf der Basis interregionaler Kohärenzen zwischen spezifischen frontalen und parietalen Hirnarealen abtrennbar ist.

Poster in der Gruppe DFG-Forschergruppe Arbeitsgedächtnis, Montag, 29. März 1999, 17:00-19:00, Foyer 2. Stock

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