Erwerb kognitiver Fertigkeiten: Übergang zu gedächtnisbasierter Aufgabenbearbeitung oder Wechsel der Bearbeitungsstrategie?

Axel Spamann & Hilde Haider

Psychologisches Institut II, Universität Hamburg
Von-Melle-Park 5, 20146 Hamburg
E-Mail: Axel_Spamann@public.uni-hamburg.de

Bislang wurde beim kognitiven Fertigkeitserwerb von einer kontinuierlichen Optimierung der Bearbeitungsstrategie ausgegangen. Inzwischen wurde sowohl bei Erwachsenen (Haider, 1997) als auch bei Kindern (Siegler & Stern, in press) die Möglichkeit eines Strategiewechsels und - daraus resultierend - eines diskontinuierlichen Lernverlaufes nachgewiesen. Ziel der vorliegenden Experimente war es, zu prüfen, ob der Übungszuwachs beim Fertigkeitserwerb auf instanz-basiertem Lernen oder auf der Generierung einer Vereinfachungsstrategie (Haider & Frensch, 1997) beruht. Der Übungszuwachs sollte bei instanz-basiertem Lernen allein durch die Aufgabenwiederholungsrate vorhergesagt werden. Hingegen sollte - beruht der Übungszuwachs auf der Generierung einer Vereinfachungsstrategie - die Komplexität des Aufgabenmaterials den Übungszuwachs beeinflussen.
In zwei Experimenten wurden Vpn in drei Experimentalbedingungen mit insgesamt 40 Aufgaben über 10 Blöcke hinweg trainiert. In allen Bedingungen erlaubte das Material die Nutzung einer Vereinfachungsstrategie. Die Vpn wurden hierauf nicht hingewiesen. In beiden Experimenten unterschieden sich die Experimentalbedingungen hinsichtlich der Komplexität des Aufgabenmaterials.
Die Ergebnisse von Experiment 1 zeigten keinen eindeutigen Einfluß der Komplexität des Aufgabenmaterials, sprachen aber für qualitative und hypothesenkonforme Unterschiede in Abhängigkeit der Komplexität. Da diese Befunde keine Beantwortung der angestrebten Fragestellung erlaubten, wiederholten wir das Experiment mit geringfügigen Veränderungen. Wir veränderten im dritten Block das Aufgabenmaterial so, daß die Vereinfachungsstrategie keine korrekte Bearbeitung mehr zuließ. Damit sollten insbesondere die qualitativen Unterschiede zwischen den drei Bedingungen genauer erfasst werden. Die Ergebnisse von Experiment 2 sprechen für einen eindeutigen Effekt der Komplexität des Aufgabenmaterials und stützen damit die Annahme, daß der Übungszuwachs beim Erwerb kognitiver Fertigkeiten auch von der Generierung von Vereinfachungsstrategien abhängt.

Poster in der Gruppe Lernen, Montag, 29. März 1999, 17:00-19:00, Foyer 2. Stock

Zur Programmübersicht

Zur Liste der Postergruppen, Referategruppen und Symposien

Zurück zur Teap '99-Homepage