Abhängigkeit der Regelgenerierung beim kognitiven Fertigkeitserwerb von impliziten oder expliziten Lernprozessen

Mareike Flatow & Hilde Haider

Psychologisches Institut II, Universität Hamburg
Von-Melle-Park 5, 20146 Hamburg
E-Mail: pe7a002@rrz.uni-hamburg.de

In der neueren Forschung zum kognitiven Fertigkeitserwerb werden zunehmend Diskontinuitäten in den Lernkurven und Strategiewechsel diskutiert. Haider und Frensch (1997) weisen nach, daß es bei Vpn zu Diskontinuitäten in ihren Lernkurven kommt, wenn sie zwischen relevanter und irrelevanter Information zu unterscheiden lernen und durch Aufmerksamkeitsverschiebung Information reduzieren. Das Entdecken von Regelmäßigkeiten im Aufgabenmaterial kann also zur Veränderung und zum Wechsel der Bearbeitungsstrategie führen. In der vorliegenden Studie wird der Frage nachgegangen, wie Wissen um Regelmäßigkeiten im Aufgabenmaterial erworben wird, bzw. ob die Regelgenerierung auf impliziten oder expliziten Lernprozessen beruht.
Zwei Gruppen mit je 20 Vpn wurden am Computer über 10 Blöcke mit je 40 Rechenaufgaben trainiert. Die Aufgaben waren so konstruiert, daß ihre Berechnung bei Entdecken der zugrundeliegenden Regel vereinfachbar war. Beide Gruppen erhielten zu unterschiedlichen Zeitpunkten im Training zunächst einen "Störblock" mit minimal veränderten und damit nicht mehr regelhaften Aufgaben. Nach dem anschließenden Block wurden sie auf die Existenz einer Regelmäßigkeit und daraus resultierender Vereinfachung hingewiesen.
34 von 41 Vpn wechseln im Verlauf des Trainings ihre Strategie, davon 10 vor dem Hinweis. Auf Gruppenebene läßt sich zeigen, daß die Versuchspersonen durch den Störblock gestört wurden, d.h. daß in zumindest einem Bearbeitungsschritt ihr Lernzuwachs verringert ist. Nach dem Hinweis reagieren 16 von 25 Vpn mit einer signifikanten Verlangsamung zumindest eines Bearbeitungsschrittes.
Der von Haider und Frensch gezeigte Strategiewechsel konnte repliziert werden. Die Ergebnisse sprechen für das Auftreten impliziter und expliziter Lernprozesse. Sie erlauben bisher keine klare Vorhersage, ob das Ausmaß des impliziten oder expliziten Effektes den Zeitpunkt des Strategiewechsels vorhersagt.

Poster in der Gruppe Lernen, Montag, 29. März 1999, 17:00-19:00, Foyer 2. Stock

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