Repräsentationsgeleitete Suchprozesse bei visuellen Vergleichsaufgaben

Th. Lachmann & H.-G. Geißler

Universität Leipzig
Institut für Allgemeine Psychologie, Seeburgstr. 14/20, 04103 Leipzig
E-Mail: lachmann@psychologie.uni-leipzig.de

In verschiedenen RT-Experimenten hatten Versuchspersonen die Aufgabe, jeweils zwei von insgesamt 90 auf einer imaginären 3*3 Matrix konstruierbaren Fünfpunktmuster (Garner & Clement, 1963) so schnell und so genau wie möglich auf ihre Gleichheit hin zu überprüfen. Während in einer physikalischen Bedingung nur jene Muster als gleich zu bewerten waren, die sich in Form und Lage entsprechen, waren in einer kategorialen Bedingung auch die Muster als gleich zu bewerten, die sich durch sog. R&R-Operationen (Reflexion an den Seiten- und Winkelhalbierenden sowie Rotation in 90ø-Schritten) ineinander überführen lassen und somit der gleichen sog. R&R-Teilmenge als äquivalente Elemente angehören. Insgesamt lassen sich 17 derartige Äquivalenzklassen (ÄK) unterschiedlicher Mächtigkeit bilden (2 Mengen mit Äquivalenzklassenumfang 1 [ÄU1], 8 mit ÄU4 und 7 mit ÄU8). Entgegen den klassischen Annahmen des templete machings, die von einem Punkt-zu-Punkt-Vergleich ausgehen, fanden wir in den RT eine starke Abhängigkeit sowohl von der Größe der ÄK aus der die zu vergleichenden Muster stammen, als auch von der Versuchsbedingung, die geblockt und randomisiert variiert wurde. Diese Ergebnisse werden im Rahmen des Ansatzes der Geleiteten Inferenz (Geißler 1994) diskutiert, der annimmt, daß in Abhängigkeit von der jeweiligen Anforderung die Stimulusgruppenstruktur die gedächtnismäßige Repräsentation der Reize bestimmt, die ihrerseits als wesentliche Komponte auch früher Phasen der Informationsverarbeitung verstanden wird. Für die vorliegenden Anforderungen wird dabei angenommen, daß die präsentierten Muster zur Gedächtnisaktivierung der Gesamtheit der intern als Gruppencode gespeicherten Elemente der entsprechenden ÄK führen, in der dann folgend Entscheidungsprozesse stattfinden, die um so länger dauern, je größer die Menge ist, in der sie stattfinden.

Referat in der Gruppe Visuelle Such- und Erkennungsprozesse, Montag, 29. März 1999, 11:30, HS 21

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