Neurogene Stoerungen affektiver Konzepte

Martina H. Hielscher

Universitaet Bielefeld, Fakultaet fuer Linguistik und Lit.wiss.
Postfach 100131, 33501 Bielefeld
E-Mail: hielscher@nov1.lili.uni-bielefeld.de

Verschiedene Hypothesen sind ueber die Beteiligung der rechten Hemisphaere an der Regulierung von Emotionen und an einer konzeptuellen Verarbeitung emotionaler Informationen aufgestellt worden. Im Rahmen einer Theorie der Emotionskonzepte ist die Hypothese von Ross, Homan & Buck (1994) interessant, die die Verarbeitung primaerer Emotionen eher der rechten Hemisphaere zuschreiben, waehrend eine komplexere propositionale Verarbeitung sogenannter "sozialer" Emotionen staerker linkshemisphaerische Prozesse erforderlich machen sollte. Dieser Hypothese wurde in Patientenstudien sowohl in off-line Kategorisierungs- und Ratingaufgaben, wie auch in on-line Experimenten (Inferenzleistungen, Lesezeiten) nachgegangen. Es fanden sich Defizite bei aphasischen wie auch bei rechts- hemisphaerisch gestoerten Patienten, allerdings zeigten RHL-Patienten (temporale Laesion ohne praefrontale Beteiligung) eine relativ staerkere Beeintraechtigung bei der Kategorisierung der Basisemotionen gegenueber den "sozialen" Emotionen. Im Rahmen der on-line Untersuchungen zum affektiven Priming und anhand von Lesezeiten fuer die kritischen Emotionsinformationen konnte gezeigt werden, dass ca. 50% der RHL-Patienten nicht den ueblichen bahnenden Effekt fuer passende Emotionswoerter zeigten, waehrend lexikalisch-semantisches Priming auftrat. Bei Patienten mit LHL ergab sich ein gegenteiliger Effekt. Die Ergebnisse werden im Rahmen eines Modells der kortikalen Repraesentation emotional-konzeptuellen Wissens diskutiert.

Referat in der Gruppe Cerebrale Asymmetrie, Montag, 29. März 1999, 11:30, HS 14

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