Kognitives Ressourcenmanagement in Kleingruppen

Torsten Reimer & Andrea Neuser

Universität Potsdam, Institut für Psychologie
Postfach 60 15 53; 14415 Potsdam
E-Mail: reim@rz.uni-potsdam.de

Interaktives Problemlösen in Gruppen stellt häufig höhere kognitive Anforderungen an die Gruppenmitglieder als das Lösen von Problemen in Einzelbedingungen, da die Interaktion unter den Gruppenmitgliedern in aller Regel zusätzliche Aufmerksamkeit und kognitive Ressourcen beansprucht. Ausgangspunkt der vorliegenden Untersuchung ist die Annahme, daß die Gruppenleistung in solchen Situationen wesentlich von dem Ressourcenmanagement der Gruppenmitglieder abhängt. Demnach ist entscheidend, inwieweit es den Gruppenmitgliedern gelingt, ihre beschränkten kognitiven Ressourcen problemangemessen einzusetzen und sich an solchen Stellen innerhalb des Problemlöseprozesses auf das Problem zu konzentrieren, die eine besonders hohe Gedächtnisbelastung beanspruchen. Diese Annahme konnte anhand des Turms von Hanoi bestätigt werden. In einem ersten Schritt wurde jedem Probanden in einer Einzelbedingung eine von zwei Lösungsprozeduren beigebracht, die sich in ihrer kognitiven Belastung unterscheiden. Während sich die Goal-Recursion-Prozedur (R) dadurch auszeichnet, daß an Teilturmstellungen geplant wird, besteht die Move-Pattern-Prozedur (M) in dem gleichmäßigen Ausführen eines erlernten Bewegungsmusters. Beide Prozeduren garantieren eine optimale Lösung des Originalproblems. Wird jedoch ein Transferproblem vorgegeben, bei dem der Ausgangsturm auf der mittleren Stange sitzt, so führt die weniger belastende Move-Pattern-Prozedur zu einem extrem umständlichen Lösungsweg. Im Anschluß an die Einzelbedingung wurden den Probanden mehrere Original- und Transferaufgaben in einer Paarbedingung vorgegeben, in der abwechselnd gezogen wurde. Die Paare unterschieden sich darin, ob beide Personen zuvor dieselbe (Bedingung: MM oder RR) oder unterschiedliche Prozeduren gelernt hatten (Bedingung: MR). Anhand der Zeiten pro Zug wurde für jedes Paar ein Strategieindex gebildet, in den eingeht, inwieweit an kritischen Problemstellungen geplant wird. Die Untersuchung bestätigt, daß sich die gebildeten Paare entsprechend der experimentellen Manipulation in ihrem Strategieindex unterscheiden und daß der Strategieindex einen zentralen Prädiktor für die Problemlöseleistung darstellt: Solche Paare, denen es gelang, sich an kritischen Teilturmstellungen ausreichend Zeit zu nehmen und die Problemlösung an Zwischenturmstellungen nicht zu unterbrechen, erzielten die beste Problemlöseleistung.

Poster in der Gruppe Soziale Kognition, Mittwoch, 31. März 1999, 17:00-19:00, Foyer 2. Stock

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