Cue-Overlap-Effekte in Kontingenzurteilen

Peter Freytag, Henning Plessner & Klaus Fiedler

Psychologisches Institut, Universität Heidelberg
Hauptstraße 47-51
E-Mail: pf@psi-sv2.psi.uni-heidelberg.de

Fiedler (1996) beschreibt eine Reihe bekannter Urteilsverzerrungen als Resultat der Aggregation über Beobachtungen, die auf Cues eingeschränkter Validität beruhen. Das Prinzip der Aggregation impliziert dabei, daß die Beurteilung des unter Betracht stehenden Merkmals umso genauer ausfallen sollte, je größer die zugrundeliegende Beobachtungsstichprobe ist. Die vorliegenden Arbeiten wenden sich Implikationen der anderen Grundannahme des BIAS-Modells zu: der Verwendung von probabilistischen Cues als Urteilsgrundlage.
Dabei nehmen wir an, daß Urteile häufig auf überlappende Cue-Mengen gestützt werden. So ließe sich zum Beispiel vermuten, daß wir ähnliche Verhaltensweisen oder Episoden heranziehen, wenn wir Selbstbewußtsein versus Dominanz einer Person beurteilen.
In zwei Studien beurteilten Probanden die Ausprägung und Kovariation verschiedener Merkmale, die entweder aus unabhängigen oder aus überlappenden Cue-Mengen erschlossen werden mußten. Sowohl für abstrakte visuelle als auch für soziale Stimuli konnte gezeigt werden, daß die Kontingenzurteile durch Cue-Overlap beeinflußt werden; objektiv unkorrelierte Merkmale wurden als zusammenhängend beurteilt, wenn sich die zugrundeliegenden Merkmale nur unter Verwendung teilweise überlappender Cue-Mengen erschließen lassen.
Die Diskussion setzt die Ergebnisse zu verwandten Urteilsphänomenen wie z.B. Erwartungseffekten in Beziehung. Daneben werden Probleme der Konstruktion des Stimulusmaterials erörtert, die sich aus der Interdependenz zwischen attributweiser Cue-Menge und Größe der Overlap-Region ergeben.

Referat in der Gruppe Soziale Kognition: Meinung und Einstellung I, Dienstag, 30. März 1999, 16:30, HS 18

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