Intertrial-Effekte bei visuellen Suchaufgaben mit fokaler Aufmerksamkeit

Joseph Krummenacher, Dieter Heller, Hermann J. Müller & Uwe Klein

Institut für Psychologie, RWTH Aachen
Jägerstraße 17/19; 52062 Aachen
E-Mail: j.krummenacher@mail.psycho.rwth-aachen.de

In Arbeiten von Müller et al. (1995; Found & Müller, 1996) wurde gezeigt, daß die Reaktionszeiten (RT) bei visueller Suche nach Singleton- Targets in einem gegebenen Trial N durch die Definition des Zielreizes im vorangegangenen Versuchsdurchgang N-1 systematisch beeinflußt werden; dieser Einfluß wird als Intertrial-Effekt bezeichnet. Ein Wechsel der Zielreizdefinition zwischen Dimensionen (wie Farbe oder Orientierung) ist dabei mit RT-Kosten verbunden; der Wechsel innerhalb einer Dimension (z.B. rot oder blau) dagegen wirkt sich nur marginal auf die RT aus.
Das Ziel der vorliegenden Studie lag in der Untersuchung von Intertrial- Effekten bei visuellen Suchaufgaben, die für eine korrekte Anwort fokale visuelle Aufmerksamkeit erfordern. In Experiment 1 wurde der Wechsel der Targetdefinition innerhalb und zwischen Dimensionen untersucht. Die Ergebnisse zeigen, daß Intertrial-Effekte bei Identifikationsaufgaben, im Gegensatz zu reinen Entdeckungsaufgaben, nicht zwischen, sondern innerhalb von Dimensionen auftreten. Zur Untersuchung der für das Entstehen der Intertrial-Effekte verantwortlichen Verarbeitungsprozesse wurde in Experiment 2 die Displaygröße variiert. Die Analyse der mittleren RT und Intertrial-Effekte legt nahe, daß durch die Zusatzaufgabe eine auf die Zielreizentdeckung folgende Verarbeitungsstufe beeinflußt wird.
In den Experimenten 3 und 4 wurde der Einfluß von Distraktoren bzw. redundanter Kodierung des Targets auf RT und Intertrial-Effekte untersucht. Experiment 3 zeigt, daß die RT in einem gegebenen Trial durch einen Distraktor beeinflußt werden kann, der im vorhergehenden Trial dargeboten wurde; die Effekte des Wechsels zwischen zwei gegeben Dimensionen sind dabei nicht symmetrisch. Asymmetrische Effekte auf die RT ergaben sich auch bei redundanter Targetkodierung (Experiment 4). Die vorliegenden Befunde ermöglichen eine differenzierte Interpretation der Prozesse, die an der Zielreizentdeckung und - identifikation beteiligt sind.

Referat in der Gruppe Visuelle Such- und Erkennungsprozesse, Montag, 29. März 1999, 15:00, HS 21

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