Die Geschichte des Web-Experimentierens: Ergebnisse einer internetbasierten Umfrage unter Web-Experimentatoren

Ulf-Dietrich Reips & Jochen Musch

Allgemeine und Entwicklungspsychologie, Universität Zürich
Attenhoferstr. 9, CH-8032 Zürich
E-Mail: ureips@genpsy.unizh.ch

Mit der rapiden Ausbreitung des World Wide Web (WWW) wurde schnell dessen potentieller Nutzen als neues Forschungsmedium für die Psychologie erkannt. Eine Reihe vielversprechender theoretischer und praktischer Vorteile wie zum Beispiel die Möglichkeit der raschen Validierung laborexperimenteller Forschung, die aufwandsarme Erreichbarkeit einer grossen Zahl von Versuchspersonen und die geringen Kosten begünstigten diese Entwicklung.
Neben nicht-reaktiven Datenerhebungsverfahren und Online-Befragungen hat sich das Web-Experiment als spezifisch experimentelle Forschungsmethode im WWW etabliert. Noch ist der Kreis der Web-Experimentatoren überschaubar, ihre Zahl wächst jedoch ebenso rasch wie die Zahl der Web-Experimente selbst.
Um die Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen zu lassen, die Erfahrungen der ersten Generation von Web-Experimentatoren nachzuzeichnen und dabei eine Reihe bisher nicht empirisch untersuchter Fragen zur Praktikabilität von Web-Experimenten zu klären, wurde eine WWW-basierte Umfrage durchgeführt.
Die Umfrage wurde in 4 Mailinglisten und 9 Usenet-Newsgruppen annonciert. Ausserdem wurden alle Web-Experimentatoren persönlich zur Teilnahme eingeladen, die den Autoren bekannt oder über eine umfangreiche Suche im WWW ermittelt worden waren. Die 20 Web-Experimentatoren, deren Einträge letztlich ausgewertet wurden, kamen aus 8 verschiedenen Ländern und beantworteten 46 Items.
Es zeigte sich u.a., daß
- die grosse Zahl erreichbarer Versuchspersonen in Verbindung mit der grossen statistischen Power ein Hauptmotiv für die Durchführung von Web-Experimenten ist;
- Web-Experimente vor allem in kognitionspsychologisch bestimmten Forschungsbereichen durchgeführt werden;
- Datensicherheit besteht;
- Möglichkeiten zur Kontrolle von Artefakten genutzt werden;
- ein überraschender klarer negativer Zusammenhang zwischen finanziellen Teilnahmeanreizen und der Abbruchquote besteht;
- alle Web-Experimentatoren mit Sicherheit (70%) oder vielleicht (30%) weitere Web-Experimente durchführen wollen.

Poster in der Gruppe Medienpsychologie, Montag, 29. März 1999, 17:00-19:00, Foyer 2. Stock

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