In der denkpsychologischen Forschung stellen interindividuelle Unterschiede einerseits und Inhaltseffekte andererseits den generellen Gültigkeitsanspruch vieler Theorien zum Denken in Frage. Damit geraten vor allem Untersuchungen zu Strategien beim Denken in den Mittelpunkt des Forschungsinteresses. In diesem Zusammenhang konnten wir beim räumlich-relationalen Schließen mindestens zwei Konfigurierungsstrategien beim Aufbau präferierter mentaler Modelle nachweisen. Ob diese allgemeinen Konfigurierungsstrategien durch domänenspezifische ersetzt werden oder diese nur überlagern, wurde in einem weiteren Experiment überprüft.
Versuchspersonen mußten räumlich-relationale Drei-Term-Aufgaben der Form "Intervall A überlappt von links Intervall B. Intervall B überlappt von links Intervall C." lösen und eine mögliche Lösung dafür generieren. Dies taten sie unter drei verschiedenen Bedingungen. In einer dekontextualisterten Form, wie oben angebeben, und dann anschließend im Kontext chemisch verschmutzter Flußabschnitte aus zwei verschiedenen sozialen Perspektiven (Umweltschützer, Chemiefirmabetreiber).
Die Ergebnisse zeigen, daß Versuchspersonen in der inhaltlich eingebetteten Version jene Aufgaben, die allgemeinen Konfigurierungsstrategien entsprechen, schneller lösen als solche, die nicht damit konform sind.
Vor dem Hintergrund nachgewiesener allgemeiner Konfigurierungsstrategien kann geschlossen werden, daß diese allgemeinen Strategien bei der Erstellung präferierter mentaler Modelle nicht von domänenspezifischen ersetzt werden: "Passende" mentale Modelle unter einer sozialen Perspektive können offenbar erst in einer zeitlich nachgeordneten Variationsphase konstruiert werden. Dieser Befund ist des weiteren nicht vereinbar mit Theorien, die behaupten, alles Denken sei domänenspezifisch.
Referat in der Gruppe Denken und Problemlösen I, Montag, 29. März 1999, 15:00, HS 20
