Suche im Gedächtnis in Abhängigkeit von Listenlänge und Störaufgabe

Urte Roeber

Institut für Allgemeine Psychologie, Universität Leipzig
Seeburgstraße 14-20, 04103 Leipzig
E-Mail: urte@psychologie.uni-leipzig.de

Werden bei der Itemwiedererkennungsanforderung von STERNBERG (1966) die Listenlängen innerhalb der Kurzzeitgedächtniskapazität variiert (kurze Listen), ergeben sich mit zunehmender Listenlänge überwiegend lineare Anstiege der Reaktionszeit und parallele Reaktionszeitverläufe für positive und negative Antworten, woraus man auf eine nicht-abbrechende serielle Gedächtnissuche schließt. In der Literatur existieren verschiedene Ansätze, diese Anforderung auch auf Gedächtnisinhalte außerhalb des Kurzzeitgedächtnisses anzuwenden. STERNBERG, KNOLL & NASTO (1969) erhielten einen steileren Anstieg der Reaktionszeitfunktion mit zunehmender Listenlänge, wenn sie das Kurzzeitgedächtnis mit einer Störaufgabe "blockierten". BURROWS & OKADA (1975) verwendeten Listen, deren Länge die Kurzzeitspeicherkapazität überschritten (lange Listen). Sie ermittelten für diese Listenlängen einen flacheren Anstieg. Die Untersuchung verknüpft beide Designs mit dem Ziel, diesem scheinbaren Widerspruch nachzugehen und eine Beschreibung von Suchprozessen inner- und außerhalb des Kurzzeitgedächtnisses zu finden.
16 Versuchspersonen wurden mit der Itemwiedererkennungsanforderung getestet. Jede bearbeitete acht Wortlisten unterschiedlicher Länge (sowohl kurze als auch lange Listen) jeweils mit und ohne Störaufgabe. Gemessen wurden Reaktionszeiten und Fehlerzahlen.
Die Ergebnisse zeigen eine Abnahme des Anstiegs der Reaktionszeitfunktion mit zunehmender Listenlänge sowohl in der Bedingung ohne als auch in der Bedingung mit Störaufgabe. Die Anstiege für positive und negative Antworten ergeben jeweils annähernd parallele Verläufe. Die Reaktionszeitfunktion der Bedingung mit Störaufgabe verläuft annähernd parallel zu der ohne Störaufgabe und läßt nur ein generelles offset erkennen.
Die Reaktionszeitverläufe legen ein Interpretation im Rahmen eines random-walk-Modells nahe.

Referat in der Gruppe Visuelle Such- und Erkennungsprozesse, Montag, 29. März 1999, 14:00, HS 21

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